Kommentar: Elitetrends
■ Warum Unis nicht können dürfen, was die Akademie leisten soll
Renommierte Forschungsvorhaben, betrieben von WissenschaftlerInnen, die fächerübergreifend arbeiten sollen und bei Versagen nach fünf Jahren wieder den Sessel räumen müssen: Das Konzept für die Wissenschaftsakademie ist gut.
Es ist sogar so gut, dass es sich zunächst die hiesigen Hochschulen zu eigen machen sollten, bevor neue Häuser dafür eröffnet werden. Will die Stadt tatsächlich investieren, um sich in der Wissenschaft einen Namen zu machen, sollte sie das Geld in die Hamburger Unis stecken.
Von einer modernen Universität würden mehr Menschen profitieren als nur eine Handvoll WissenschaftlerInnen. Schon lange werden relevante Forschungsergebnisse – beispielsweise in den Naturwissenschaften und der Medizin – nicht mehr von Hochschulen, sondern von privaten Instituten erbracht. Dieser Trend ist auch in den Geisteswissenschaften zu beobachten. Die Unis werden dadurch immer mehr zum reinen Lehrbetrieb. Und ihr Ruf wird kaum davon profitieren, wenn sie keine exponierten WissenschaftlerInnen mehr anheuern kann, weil die sich lieber bei der Akadamie bewerben.
Senatorin Krista Sager war bei der Präsentation ihres Konzeptes zwar so vorsichtig, den Begriff der Eliteinstitution zu vermeiden. An dem verbrennt man sich leicht die Finger. Doch die Wissenschaftsakademie soll genau das sein. Die Unis hingegen klagen schon jetzt darüber, dass ihr Etat nicht ausreicht. Die Hoffnung auf eine Steigerung dürfte wohl endgültig schwinden, wenn die Stadt daneben noch Eliteförderung finanziert.
Elke Spanner
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