: Macht der Verbraucher
Das Auktionshaus E-Hammer versucht im Internet mit Gebühren Geld zu verdienen. Ein Boykott der Nutzer zwingt nun zur Rücknahme. Bannerwerbung wird schwieriger
BERLIN taz ■ Einen solchen Erfolg haben Internetnutzer noch nicht feiern können: Nachdem das Online-Auktionshaus E-Hammer (www.ehammer.de) Anfang November angekündigt hatte, dass die Anbieter zukünftig Gebühren zahlen müssen, war der Auktionsstand in rund 30 Tagen von 400.000 auf deutlich unter 30.000 gesunken. Kurz nach Beginn des Boykotts der Nutzer nahm das Haus die Gebühreneinführung zurück.
Aus E-Bay wurde E-Pay
Dabei hätte E-Hammer eigentlich gewarnt sein müssen. Denn die im Februar 2000 von der Bremer Firma Webstate gegründete Internet-Auktionsplattform verdankte ihren rasanten Aufstieg vor allem den Problemen, die der Marktführer eBay durch seine Gebühreneinführung bekam. E-Bay hatte nach der Einführung von E-Hammer-Launch neben Provisions- auch Listinggebühren, also Gebühren für die Aufstellung eines Angebotes, eingeführt. Mit durchschlagendem Folgen: Innerhalb weniger Tage schlossen sich die unzufriedenen User gegen „ePay“ zusammen. „Viele Leute akzeptieren die Provisiongebühren auf erfolgreich versteigerte Artikel, Listinggebühren sind allerdings für Sammler, die ihre Artikel nicht sofort verkaufen können, zu teuer“, erklärt Martin Haberstig, der seit einem Jahr die private Webpage www.auktionsplanet.de betreibt, wo er Informationen rund um Internetauktionen veröffentlicht. Es entstanden zahlreiche Protest-Pages gegen eBay. Um die Gebühren ging es nur am Rande, sondern eher darum, dass die Plattform, die „wir erst so groß gemacht haben, nun an uns verdient“. Schnell stand jedoch fest, dass eBay trotz Massenprotest und dramatisch sinkenden Auktionszahlen nicht einknicken würde. Die Nutzer wichen zu E-Hammer aus. Bei dem bis dahin unbedeutenden Auktionshaus war man nur zu gern bereit, auf die Forderungen der Neunutzer einzugehen. Wenige Monate später löste E-Hammer den Konkurrenten eBay als nach Angebotszahlen führende deutsche Plattform ab. Bis die Listinggebühren eingeführt wurden.
Eine Million Mark hatten die Zwillingsbrüder Mathias und Andreas Seeman in das Unternehmen bis dahin gesteckt. Mit 16 Servern, fünf Mitarbeitern und ohne Werbeaufwand war die Plattform gestartet. Die Gebühreneinführung schien notwendig. Man habe keine andere Wahl gehabt, begründete Pressesprecher André Elbin: „Gegen die Flut von Angeboten musste einfach etwas getan werden.“ Wahrer Grund ist eher, dass es zunehmend schwierig wird, Auktionsplattformen mit Bannerwerbung zu finanzieren.
Nicht in der Dorfzeitung
Denn, wie André Elbin erklärt, „Bannerwerbung ist nicht mehr so einfach zu haben wie früher. Als wir starteten, gab es viele Agenturen, die billig warben, aber das konnten die auch nicht lange durchhalten. Und nun ist es im Internet wie bei den alten Medien: Die großen Anzeigenkunden werben nun einfach mal lieber im Spiegel als in der Dorfzeitung.“
Viele Anbieter reagierten auf die neuen Gebühren und löschten ihre Auktionen. Nachdem E-Hammer im Auktionsplanet-Ranking weit zurückgefallen war, verkündete man in der letzten Woche drei gebührenfreie Tage. Mehr als 70.000 neue Auktionen wurden innerhalb der ersten 48 Stunden eingestellt. Dieser Erfolg gab den Betreibern wohl zu denken. Kurz darauf wurde die Gebührenerhöhung zurückgenommen.
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