piwik no script img

ROT-GRÜNE RENTENPLÄNE WERDEN DURCH CDU-VORSCHLÄGE NICHT BESSERReform endgültig gescheitert

Nach der Reform ist vor der Reform: Mit der Absage des Bundesrats an die Rentenreform ist eines der wichtigsten rot-grünen Projekte nicht nur vorläufig gescheitert, sondern endgültig. Es war zwar nur das „kleinere Übel“ im Vergleich zum Status quo, der sich nicht mehr finanzieren lässt. Aber immerhin: Die Reform hätte die Rentenbeiträge begrenzen können. Und sie hätte zumindest die schlimmsten Härten der Altersarmut abgefedert.

Doch nun stehen im Vermittlungsausschuss wichtige Ziele zur Disposition: Aus parteitaktischen Gründen, die nächsten Landtagswahlen sind in Sicht, wird die CDU die Reform kippen. Inhaltlich ist dies durch nichts gedeckt, denn auch die Union sieht die Notwendigkeit privater Vorsorge. Schließlich zwingt der demografische Wandel überall in Europa zu entsprechenden Neuorientierungen. Und bei politischem Wollen ist auch eine kapitalgedeckte Rente mit sozialer Gerechtigkeit vereinbar.

Immerhin könnte erneutes Nachdenken im Vermittlungsausschuss ja noch zu wünschenswerten Verbesserungen am Regierungsentwurf führen. Doch ist das leider nicht zu erwarten, weil wichtige Fragen weder von CDU noch Rot-Grün gestellt werden. Eine davon: Sollen die Berufstätigkeit von Frauen und die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Erwerbstätigkeit gefördert oder Erziehungsleistungen rentenrechtlich aufgewertet werden?

Stattdessen verheddert man sich im grundsätzlichen Dilemma des rot-grünen Modells. Künftig werden jene am wenigsten privat vorsorgen können, die es im Alter am nötigsten hätten: Niedrigverdiener, Personen mit prekären Beschäftigungschancen oder Mehrkinderfamilien. Profitieren werden hingegen Gutverdienende und die privaten Versicherungsgesellschaften; soziale Unterschiede im Alter werden sich damit zuspitzen. Abfedern sollen das die Kommunen durch die geplante Altersmindestsicherung. Rot-Grün hat hierzu zwar ein akzeptables Modell vorgelegt. Doch finanzieren sollen es zu einem großen Teil andere. Das kann nicht gut gehen – und die Kommunen wehren sich auch schon. HARRY KUNZ

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen