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Holocaust-Mahnmal kommt voran

Kuratorium einigt sich auf Gestaltung des lange umstrittenen „Orts der Information“ unter dem Stelenfeld. Der Ort soll die Namen von fünf Millionen Schoah-Opfern dokumentieren. Jerusalemer Gedenkstätte Jad Vaschem stellt Liste zur Verfügung

von PHILIPP GESSLER

Der Bau des geplanten Holocaust-Mahnmals ist einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Am Donnerstagabend einigten sich die Kuratoren der „Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ auf ein Gestaltungskonzept für den so genannten Ort der Information. Die unterirdische Informationsstätte soll in der südöstlichen Ecke des Mahnmals liegen und das Stelenfeld des US-Architekten Peter Eisenman ergänzen. Umstritten seien bei dem Konzept nur noch kleinere, lösbare Fragen, erklärte das Kuratoriumsmitglied Salomon Korn. Bei der Vorstellung des Konzepts und vorläufigen Modells des „Orts“ betonte auch der Kuratoriumsvorsitzende Bundestagspräsident Wolfgang Thierse: „Wir kommen voran.“

Nach dem nun grundsätzlich akzeptierten Gestaltungsentwurf der Berliner Designerin Dagmar von Wilcken wird der lange umstrittene Ort der Information im Wesentlichen aus vier Räumen von je 150 Quadratmetern unter dem knapp 20.000 Quadratmeter großen Betonpfeiler-Feld südlich des Brandenburger Tors bestehen. In den „Ort“ hinabsteigend, wird man zunächst ins Foyer kommen, in dem sich Garderobe und andere Versorgungsangebote befinden. Von dort betreten die Besucher einen Raum der Stille. Hier sind die Grundinformationen zum Holocaust auf leuchtenden Glasplatten, eingelassen im Boden, zu lesen. Von dort geht es weiter zum Raum der Schicksale. Hier ragen – wie Stalaktiten, die die Betonstelen darüber nachempfinden – Schautafeln zu 12 jüdischen Familien herunter, die beispielhaft für die sechs Millionen Ermordeten stehen und dieser nicht erfassbaren Masse von Opfern ein Gesicht geben sollen.

Im folgenden Raum der Namen sollen die mittlerweile 3,5 Millionen bekannten Namen der Schoah-Opfer zu hören sein. Die Ausstellungsmacherin von Wilckens sagte, es würde bis zu 100 Täge und Nächte dauern, bis ein Besucher die Namen aller sechs Millionen Toten gehört habe. Schließlich folgt der Raum der Orte, in dem die räumliche Entwicklung des Vernichtungsprozesses dargestellt und an verschwundene Orte jüdischen Lebens erinnert wird. Zurückgekehrt ins Foyer, bekommt der Besucher weitere Hinweise auf Gedenkstätten in Deutschland. Auch der anderen Opfergruppen des NS-Regimes wie der Sinti und Roma und der Homosexuellen wird gedacht.

Umstritten ist noch, ob – wie von Wilcken vorsieht – im Raum der Namen und im Raum der Orte Computer zur eigenen Recherche und Vertiefung der Information aufgestellt werden sollen, weil sie den Gesamteindruck stören könnten. Unklar ist auch noch, wie viele Besucher zu erwarten sind – laut Thierse gehen die Kuratoren von mindestens 300.000 im Jahr aus. Er hofft, dass der Bau des Mahnmals bis Jahresende beginnen wird. Akzeptiert würden eine „Verschwenkung“ der Behrenstraße und eine geringfügige Verkleinerung des Stelenfelds, um der geplanten US-Botschaft einen ausreichend großen Sicherheitsabstand zu gewährleisten. Schließlich lohne sich hier kein Streit, der nur den Gesamteindruck des Eisenman-Kunstwerks stören würde, so Thierse.

Nach fünf Jahren Verhandlungen ist es auch gelungen, dem Mahnmal durch ein außergewöhnliches Zugeständnis zusätzliche Bedeutung zu sichern: Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem will dem Berliner Mahnmal in digitalisierter Form alle bis dahin bekannten Namen von Schoah-Opfern zur Verfügung stellen: fünf Millionen Namen, die Hunderte von Rechercheure über Jahre gesammelt haben. Nur in Jerusalem und in Berlin werden sie dann zu lesen sein.

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