: „In ein paar Wochen haben wir es geschafft“
Der Präsident der Landestierärztekammer Baden-Württemberg, Otto Christian Straub, meint, dass MKS in Deutschland keine Chance hat
taz: Wir hatten schon eine Reihe von MKS-Verdachtsfällen in Deutschland. Dann stellte sich heraus, es war doch etwas anderes. Mit welchen Krankheiten kann man MKS verwechseln?
Prof. Otto Christian Straub: Es gibt eine ganze Reihe von Krankheiten, die zunächst ähnlich sind. Zum Beispiel die IBR, die infektiöse bovine Rhinotracheitis, die von einem Herpesvirus ausgelöst wird und Rinder befällt. Die Tiere haben Fieber und Nasenausfluss – aber keine Blasen wie bei MKS. Diese Krankheit ist hochansteckend und befällt ganze Bestände. Die Krankheit hat vielen Unterformen greift Atemwege, Euter und Genitalien an und kann tödlich verlaufen. Dann gibt es noch die Mucosal Disease bei Rindern mit Geschwüren im Nasen- und Maulbereich. Am ähnlichsten ist der Maul- und Klauenseuche aber die Bläschenkrankheit der Schweine. Hier kann man nur durch Laboruntersuchungen Gewissheit erlangen. Dann gibt es noch das bösartige Katarrhalfieber, das auch durch ein Herpesvirus hervorgerufen und durch Kontakt mit Schafen auf Rinder übertragen wird. Bei Schafen sind die Symptome von MKS noch schwieriger festzustellen. Sie sind der so genannten Moderhinke ähnlich. Die Moderhinke kommt relativ häufig vor und ist nicht dramatisch, daher kann es sein, dass MKS längere Zeit unentdeckt bleibt. Ich nehme an, dass das im Vereinigten Königreich der Fall war.
Was kann man gegen all diese Tierkrankheiten tun?
Gegen fast alle kann man vorbeugend impfen – außer gegen die Bläschenkranheit der Schweine.
Warum wird dann aus medizinischer Sicht nicht gegen MKS geimpft? Lassen wir mal die Handelbeschränkungen für geimpfte Tiere beiseite.
Es ist praktisch nicht möglich, flächendeckend gegen alle sieben Virustypen und hundert Subtypen der MKS zu impfen. Zudem wissen wir gar nicht, ob der derzeit gegen den Typ O hergestellte Impfstoff hundertprozentig schützt. Wir haben ihn in Europa noch nicht getestet, außer bei den Ringimpfungen jetzt in den Niederlanden. Gegen die Rinderseuche IBR zum Beispiel können wir mit einer Impfung alle Untertypen erfassen.
Sollte man die Zootiere in Deutschland jetzt per Impfung vor MKS schützen?
Man sollte diese Tier schützen. Viele Zootiere können von der Krankheit befallen werden, zum Beispiel Rehe, Büffel, Giraffen und Elefanten. Warzen- und Buschschweine können sogar symptomlose Träger des MKS-Virus sein und es weiterverbreiten. Da die aktive Impfung mit anschließender Antikörperbildung aber in der EU verboten ist, habe ich einen anderen Weg vorgeschlagen: die passive Immunisierung. Dazu müsste man ein Serum herstellen, das spezifische Antikörper enthält. Das wäre so ähnlich wie bei einer passiven Tetanusimpfung, die man nach einem Unfall einsetzt.
Kann in Deutschland ein MKS-Flächenbrand auflodern wie in Großbritannien?
Nein,, das glaube ich nicht. Ich bin überzeugt, dass unsere Maßnahmen ausreichen, um die Seuche unter Kontrolle zu halten. In Frankreich ist das ja auch gelungen.
Wann wird es in Deutschland Entwarnung geben?
Die Inkubationszeit bei Rindern und Schweinen – von der Ansteckung bis zum Ausbruch sichtbarer Symptome – beträgt etwa eine Woche. Bei Schafen sind die Zeichen nicht so schnell erkennbar. Aber wenn die Seuche in den Niederlanden vorbei ist und in anderen europäischen Ländern nicht mehr auftritt, dann habe wir es in ein paar Wochen geschafft. INTERVIEW: BEATE STRENGE
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