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Statt Diplomatie

Erstmals gedachten Deutsche und Dänen gemeinsam der Schlacht bei Dybboel  ■ Von Michaela Soyer

Gestern standen wieder einmal deutsche Soldaten auf dem Höhenzug der Düppeler Schanzen in Dänemark. Doch anders als am 18. April 1864 verballerten sie nicht 8000 Granaten in sechs Stunden oder stürmten mit 37.000 Mann die Schanzen. Gemeinsam gedachten 25 Soldaten aus Ahlen in Westfalen und Düppels Nachbarstadt Sonderburg den 2000 Gefallenen der Schlacht. Die Soldaten aus Westfalen reisten an, weil damals die 13. westfälische Infanteriedivision mit 11.600 Soldaten am deutsch-dänischen Krieg teilgenommen hatte. „Wir stehen hier auf den Düppeler Schanzen, versammelt als Deutsche und Dänen, Nachbarn, Partner und Allierte, auf einem der leider so zahlreichen europäischen Schlachtfelder der vergangenen Jahrhunderte“, sagte der deutsche Botschafter aus Kopenhagen, Johann Dreher bei der Gedenkfeier.

Der 18. April 1864 war für Dänemark der Anfang vom Ende. Wochenlang waren die Soldaten von den Truppen des Deutschen Bundes belagert worden. Der Sturmangriff auf die Düppeler Schanzen begann um 10 Uhr morgens und kam überraschend. Nachdem die Unterstützung Englands ausgeblieben war, verlor Dänemark ein halbes Jahr später den Krieg. Im Frieden von Wien gingen die Herzogtümer Lauenburg, Holstein und Schleswig an Österreich und Preußen, und auch Altona wurde damals preußisch. Das Königreich büßte ein Drittel seines Staatsgebietes ein. Von da an war es vorbei mit dem großen dänischen Einfluss in Europa. Die Düppel-Schlacht, dänisch: Dybboel, wurde zum nationalen Symbol.

Bei der Gedenkfeier wurde auch an den Einsatz des Roten Kreuzes erinnert. „Die Armbinden mit Rot-Kreuz-Zeichen sind erstmals bei den Kämpfen um die Düppeler Schanzen verwendet worden“, berichtete ein Vertreter der deutschen Volksgruppe in Dänemark.

Nach dem ersten Weltkrieg kam es teilweise zu einer Wiedervereinigung. Die nördliche Hälfte Schleswigs wurde nach einer Volksabstimmung an den dänischen Staat zurückgegeben. „Der Diplomatie ist im deutsch-dänischen Krieg keine Chance gegeben worden“, so Dreher. So viel hat sich also nicht geändert in diesen 137 Jahren.

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