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Wirtschaftssenatorin nominiert

Die parteilose Juliane Freifrau von Friesen soll auf Vorschlag der Grünen im neuen Senat das Wirtschaftsressort führen. Die SPD stimmt zu, die Industrie- und Handelskammer hält die 51-jährige Juristin für einen respektablen Vorschlag

von RICHARD ROTHER

Der Vorschlag der Grünen, Juliane Freifrau von Friesen als Wirtschaftssenatorin zu nominieren, stößt in Wirtschaftskreisen auf Interesse. „Das ist ein respektabler Vorschlag“, sagte gestern der Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK), Stefan Siebner. Von Friesen habe sich in dem Wirtschaftsverband einen „guten Namen“ gemacht. In ihrer Funktion als Vorsitzende des IHK-Ausschusses für Arbeitsmarkt und Sozialwirtschaft habe sie sich engagiert.

Der Landesausschuss der Grünen wollte gestern Abend von Friesen (parteilos) als Kandidatin für das Amt der Wirtschaftssenatorin nominieren. Sie soll auch das Umweltressort im geplanten Übergangssenat von SPD und Grünen übernehmen. Im Zuge der Verhandlungen über die Bildung einer Minderheitsregierung hatten sich SPD und Grüne darauf verständigt, das Wirtschaftsressort auf Vorschlag der Grünen einvernehmlich zu besetzen. Die SPD hat keine Einwände gegen von Friesen erhoben.

Die 51-jährige Juristin ist gebürtige Berlinern und verbrachte ihre Kindheit in Bayern. 1992 stieß sie zum ostdeutschen Energieversorger Veag, wo sie sich als leitende Personalmanagerin um die obersten Führungskräfte kümmerte. Zuvor führte von Friesen die Rechts- und Personalabteilung eines Metallunternehmens.

Für ihre ehrenamtliche Tätigkeit bei der Berliner Industrie- und Handelskammer erhielt von Friesen das Bundesverdienstkreuz. Sie ist ehrenamtliche Richterin am Landesarbeits- und Landessozialgericht und Verfasserin zahlreicher Publikationen im Bereich Personalwesen, Arbeits- und Wirtschaftsrecht sowie Trainerin besonders für weibliche Nachwuchskräfte und Lehrbeauftragte an deutschen und internationalen Wirtschaftshochschulen. Sie selbst habe sich entschieden, einen Teil der Familienarbeit zu delegieren und durch Mehrarbeit zu finanzieren, schreibt die ehemalige FU-Studentin und Mutter eines Sohnes im FU-Onlinemagazin. „Das erschien mir besser, als in das Berufsleben mit gebremstem Engagement einzusteigen.“ Dabei sei sie in Deutschland jedoch häufig auf wenig Zustimmung gestoßen, sagt von Friesen. Frauen müssten die Spielregeln der Männergesellschaft im Unternehmen erkennen und sie für sich nutzen. „Man muss Macht wollen und sich ihrer bedienen, wenn man resp. frau Verbesserungen erreichen will.“

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