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Völlig aussichtslos

■ taz darf militante Rechte eine militante Rechte nennen, befindet das Landgericht

Thekla-Maria Kosche gehört der militanten rechten Szene an. Sie war führend am Aufbau von Neonazi-Websites beteiligt. Und: bei einem Naziaufmarsch Ende Januar in Bramfeld gehörte sie zu den exponiertesten Aufklärern der „Anti-Antifa“. Diese Informationen über Kosche darf die taz hamburg weiterhin verbreiteten. Die Klage der Rechtsextremistin auf Widerruf ist „völlig aussichtslos“, befand ges-tern die Pressekammer des Hamburgischen Landgerichtes. Am 24. August wird das Urteil verkündet.

Am 8. Februar hatte die taz unter der Überschrift „Die Feindaufklärerin“ über Kosche berichtet. Die hatte danach alle wesentlichen Behauptungen als unwahr bestritten. Der Kieler Rechtsanwalt von Autor Andreas Speit hingegen, Alexander Hoffmann, hatte dem Gericht umfangreiches Recherchematerial vorgelegt, das die Aktivitäten Kosches belegt. Demnach, so das Gericht, könne man Kosche durchaus der militanten rechten Szene zuordnen: Immerhin bezeichne sie sich selber als „Nationalsozialistin“. Dass sie am Aufbau von neonazis-tischen Internetseiten beteiligt war, habe Kosche in einem früheren Zeitungsinterview selber erzählt, und in der rechten Postille „Lübscher Aufklärer“ sei auf sie als Betreiberin einer „nationalen Mailbox“ hingewiesen worden. Zudem hatte Hoffmann Fotos Kosches auf rechten Demonstrationen präsentiert. Auch solche, auf denen sie mit Fotoapparat beim Ablichten linker DemonstrantInnen zu sehen ist.

Kosche wollte auch widerrufen haben, dass sie bei Kurierdiensten arbeitet, um Einblick in linke Projekte zu erlangen. Das aber habe die taz nie geschrieben, belehrte das Gericht Kosches Anwalt Henry Langreder. Und dass sich, wie damals veröffentlicht, KundInnen von der rechten Kurierin ausspioniert fühlten, sei wiederum belegt.

Kosche hatte keine Gegenbeweise vorgelegt. Ihr Anwalt versicherte nach dem Prozess, seine Mandantin zuvor nicht gekannt zu haben. Ihre Behauptung, nicht der rechten Szene anzugehören, habe er ihr einfach geglaubt. ee

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