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Grüne hören auf Cohn-Bendit

Viel Verständnis für Kritik am Umgang mit Globalisierung. Fücks: „Nicht ängstlich sein!“

BERLIN taz ■ Eines hat Daniel Cohn-Bendit erreicht: Die Grünen machen sich Gedanken über ihr Verhältnis zu den radikalen Kritikern der Globalisierung. „Wir sollten keine Angst haben vor kontroversen Debatten“, sagte Ralf Fücks, früherer Grünen-Bundessprecher und heutiger Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, gestern der taz. Cohn-Bendit habe mit seinen Vorwürfen gegen die grüne Parteispitze „einen produktiven Anstoß“ gegeben. Fücks schränkte aber ein, die Kritik sei „zu pauschal“ gewesen.

Cohn-Bendit hatte Außenminister Joschka Fischer in einem Interview mit der taz vorgeworfen, „heute die Wahrnehmung des Herrschenden“ zu haben und gewarnt: „Es wächst eine neue politische Generation heran, und die Grünen merken es nicht.“ Fraktionschefin Kerstin Müller reagierte darauf in der Berliner Zeitung: „Wir müssen selbstkritisch sagen, dass wir die Bewegung unterschätzt haben.“

Der Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele erklärte in der Welt: „Cohn-Bendit hat Recht.“ Die Grünen müssten „an der Seite der Masse der Demonstranten stehen“. Wenn sie eine „solche soziale Bewegung an sich vorbeiziehen“ ließen, würden sie überflüssig. Fücks sagte, für „gebrannte Kinder des Linksradikalismus“ wie Fischer bestehe die Gefahr, „dass man nur das Déjà-vu der eigenen Irrtümer sieht und nicht die produktive Kraft, die von diesen Bewegungen ausgeht“. Fücks forderte die Grünen auf, die Protestbewegungen „eher als Unterstützung zu begreifen“, auch „weil sie urgrüne Anliegen thematisieren“. Im Moment sei aber „die Kommunikation gestört“. LUKAS WALLRAFF

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