piwik no script img

Freigelegte Überwachungsstrukturen

Am heutigen „International Day of Action Against Video Surveillance“ rüsten sich in Berlin die Überwachungsgegner

Tag der offenen Tür im Überwachungsstaat: Über Stand sowie juristische, soziale und politische Entwicklungen der Kontrollgesellschaft kann man sich heute und morgen im „1. Offenen Safer City Büro“ in der Boxhagener Straße in Friedrichshain informieren. Die Organisatoren wollen Aufmerksamkeit schaffen für die zunehmende Durchdringung vor allem der Innenstädte durch Videoüberwachung: den Blick umkehren, um die Überwachungsstrukturen selbst freizulegen.

Die Veranstaltungen in Berlin sind Teil des „International Day of Action Against Video Surveillance“, zu dem heute Aktionsbündnisse in Deutschland und weltweit einladen. Die Kritik der Überwachungsgegner bewegt sich zwischen gesellschaftlichem Protest, Aufklärung durch Information und künstlerischen Aktionen. So lautet das Motto der New Yorker „Surveillance Camera Players“, finde eine Kamera in deiner Umgebung und inszeniere ein Stück davor.

Datenschutzbeauftragte warnen seit langem davor, dass durch eine weitgehend unregulierte Überwachung ein „latenter Anpassungsdruck“ in der Gesellschaft entstehen werde und fordert für alle Menschen „das Grundrecht, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen, ohne dass ihr Verhalten durch Kameras aufgezeichnet wird“.

Andererseits scheint es eine breite gesellschaftliche Akzeptanz von Videoüberwachung zu geben. Das Voyeurismus-Fernsehen à la „Big Brother“ hat viele Nachahmer gefunden, Privatleute statten ihre Wohnungen, Politiker ihre Büros mit WebCams aus, um sich der Aufmerksamkeit ihrer neugierigen Mitmenschen sicher zu sein. Aber: Um die Öffentlichkeit zu erreichen, muss jeder selbst Bilder von Videoüberwachung der Öffentlichkeit an-, die Überwacher überbieten und die Bilderflut in die zweite Potenz treiben.

Neben dem Safer City Büro werden in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst in der Oranienstraße in Kreuzberg im Rahmen der Ausstellung „Hybrid Video Tracks“ Filme der „Surveillance Camera Players“ zu sehen sein. In der Umgebung des Nordbahnhofes werden Attrappen von Videokameras aufgestellt. DIETMAR KAMMERER

Im Internet werden die Aktionen unter www.n0name.de/safercity und www.aktuelle-kamera.org begleitet.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen