: Islamisten dürfen nicht unterrichten
Kultusministerin lehnt Antrag der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen auf Erteilung von Religionsunterricht ab
FRANKFURT/MAIN taz ■ Religionsunterricht sei für die Schüler islamischen Glaubens in Hessen ein „legitimes Bedürfnis“, sagte die hessische Kultusministerin Karin Wolff (CDU). Doch die Islamische Religionsgemeinschaft Hessen (IRH) sei nicht die richtige Organisation dafür. Wolff lehnte am Mittwoch einen Antrag der IRH ab. Dem Kultusministerium in Wiesbaden liege auch ein Gesuch der islamischen Religionsgemeinschaft der Aleviten vor. Dieses sei allerdings nicht zu bescheiden, weil die als gemäßigt geltenden Aleviten keine Vorschläge über Lerninhalte gemacht hätten. Der IRH werde die Zulassung verweigert, weil es „Zweifel an deren Bejahung des Grundgesetzes“ gebe. Auch die Ansichten über die Rolle der Frau in der Gesellschaft seien nicht akzeptabel. Außerdem könne die nur zur Übernahme des Islamunterrichtes gegründete Vereinigung, in der es kein gemeindliches Leben gebe, nicht für alle Muslime in Hessen sprechen.
Das sehen andere Hessen islamischen Glaubens genauso. In einer Erklärung begrüßten gestern Sprecher der Aleviten und der Ahmadiyya-Muslime den Beschluss der Kultusministerin ebenso wie Politiker, Schriftsteller und Gewerkschafter. Die IRH biete nicht die Gewähr, dem Grundgesetz immer in jeder Situationin Vorrang vor der „Scharia“ zu geben, heißt es in der Erklärung. Auch sei unklar, ob die IRH tatsächlich eine Religionsgemeinschaft sei oder nur ein zentrales Sekretariat, das mit großem publizistischem Aufwand PR-Texte produziere. Gestern „produzierte“ die IRH keinen Text. Im Kultusministerium glaubt man, dass die IRH den schon vor der Ablehnung des Antrags angekündigten Gang vor die Verwaltungsgerichte vorbereitet.
Um dem „legitimen Bedürfnis“ der Muslime in Hessen doch noch gerecht zu werden, will Wolff den rund 50.000 Schülern islamischen Glaubens jetzt ein zusätzliches Ethik-Fach anbieten. In Kassel und in Frankfurt soll schon bald damit begonnen werden, denn die religiöse Unterweisung der Schüler dürfe – so auch die Mahnungen von Grünen und Sozialdemokraten – nicht alleine den Koranschulen überlassen bleiben. Allerdings mangelt es an speziell ausgebildeten Lehrern. Bis der Unterricht flächendeckend organisiert sei, könnten noch Jahre vergehen, sagte Wolff. Die anderen islamischen Religionsgemeinschaften regten die Gründung eines Fachbeirates aller islamischen Organisationen, auch säkularer Vereinigungen, in Hessen an.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
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