: „Kriegerische Afghanenrasse“
Die Experten sind los. Peter Scholl-Latour glänzt wie üblich durch markige Wortwahl. TV-Sender setzen ihre Korrespondenten in Marsch. Doch die Bilder sind „nicht verifizierbar“
BERLIN taz ■ Am Tag der Angriffe auf Afghanistan und einen Tag nachdem er den Deutschen Fernsehpreis ehrenhalber für jahrzehntelanges Expertentum bekommen hat, palavert Peter Scholl-Latour von der „kriegerischen Rasse der Afghanen“ – im öffentlich-rechtlichen ZDF, wohlgemerkt. Und Uwe Kröger, ZDF-Korrespondent in Islamabad, zeigt bei jeder „Schalte“, wie sehr er bereits das Berufsethos seiner CNN-Kollegen verinnerlicht hat: Im Gespräch – zuletzt mit Wolf von Lojewski – beendet er seine Auskünfte routiniert mit einem wichtig-hemdsärmeligen „Wolf?“.
Zwar sind die deutschen Fernsehsender, was aktuelle Bilder von den Angriffszielen wie von der Region allgemein angeht, weiterhin stark auf Fernsehagenturen wie Reuters TV – und natürlich immer wieder CNN angewiesen. Da sich die Ereignisse in Afghanistan seit mehreren Wochen abzeichneten, haben aber auch sie bereits eigene Mitarbeiter in die Region entsandt.
Das ZDF hat neben seinen Korrespondenten in Islamabad auch eine Reporterin in die pakistanische Grenzstadt Peschawar und mit Dirk Sager einen Mann ins Rebellengebiet Nordafghanistans geschickt. Für die ARD ist der dem MDR zugeordnete Indien-Korrespondent Jürgen Osterhage aus Neu-Delhi in die pakistanische Hauptstadt gereist, Jürgen Roth vom WDR berichtet aus dem von der Nordallianz kontrollierten Gebiet im Norden der Haupstadt Kabul. Auch das deutsche Auslandsfernsehen Deutsche Welle tv und N 24, der Nachrichtensender der Kirch-Gruppe, haben neben ihren Korrespondenten in Islamabad Reporter in das Gebiet der Nordallianz entsandt. Bei n-tv verlässt man sich auf die Ressourcen des Partnersenders CNN.
Den Korrespondenten kommt eine wesentliche Funktion zu, da vom eigentlichen Krieg kaum Bilder vorhanden sind. Noch dazu, so ein N 24-Sprecher, sei das Bildmaterial, das die US-Regierung freigebe und das über die Agenturen angeboten werde, „nicht verfizierbar“. Es bestehe also keine Gewähr, dass diese Bilder tatsächlich das reale Geschehen zeigen.
Umfangreicher über Hintergründe und das Meinungsspektrum in der Region, vor allem in Pakistan, informieren diverse Online-Angebote:
www.indymedia.org – zentrale Website der Independent Media Center, die derzeit allerdings keine Aktivisten in unmittelbarere Nähe des Geschehens zu haben scheinen. Eingeschränktes deutschsprachiges Angebot unter www.indymedia.de
www.paknews.com – Pakistan News Service, unabhängiger Online-Nachrichtendienst aus den USA mit Büros in Islamabad und Lahore. Aktuelle Informationen, eher wenig Hintergrund. Nach eigenen Angaben politisch unabhängig.
frontierpost.com.pk – umfangreiches englischsprachiges Online-Angebot der Regionalzeitung aus Peschawar, relativ unabhängig und kritisch.
www.dawn.com – Online-Angebot der Mediengruppe, die Dawn, Pakistans auflagenstärkste englischsprachige Zeitung, herausgibt. DF/FRA/STG
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