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KommentarWürdelos

■ Warum es für KZ-Überlebende unzumutbar ist, erneut um Neuengamme zu kämpfen

Die Koalition ist ein kleines Stück zurückgerudert, aber eben nur ein kleines Stück. Mit der Zusicherung, dass über die Zukunft der Gedenkstätte Neuengamme neu verhandelt wird, haben die KZ-Überlebenden der Amicale gestern das für ihren kurzfristigen Besuch Maximale erreicht.

Zu mehr hätte sich von Beust spontan kaum bewegen lassen, der froh war, soeben seine Unterschrift unter den Koalitionsvertrag gesetzt zu haben. Aufatmen können die KZ-Überlebenden aber nicht. Nach jahrzehntelangem Kampf droht der Ausbau der Gedenkstätte sich erneut zu verzögern.

Von Beust hat auch nicht gesagt, allein über das „Ob“ einer Knastverlegung verhandeln zu wollen. Er stellt infrage, ob die avisierte „Anordnung auf dem Gelände“ optimal ist. Soll heißen: Die Koalition ficht die Umbaupläne für das KZ-Gelände an, die über Monate vom alten Senat erarbeitet und endlich im September von der Bürgerschaft abgesegnet wurden. Da fand auch die CDU die Pläne noch gut und stimmte zu. Jetzt geht alles wieder von vorne los.

Was schwebt der Koalition vor, ein Gedenkstättchen rund um den Knast herum? Das gibt es bereits. Die Überlebenden aber haben davon gesprochen, dem Ort Würde verleihen und die Toten ehren zu wollen. Mit welcher Legitimation kann man ihnen abverlangen, immer wieder darum kämpfen zu müssen?

Von Beust hat sich gestern dafür bedankt, dass die amicale-Vertreter so schnell nach Hamburg gekommen sind, um mit ihm über Neuengamme zu sprechen. Die hätten gerne auf diese Reise verzichtet. Elke Spanner

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