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WTO-Gipfel wackelt

Aus Sicherheitsgründen wird Konferenz in Katar womöglich verschoben. US-Teilnehmer reisen mit Gasmaske und Anthraxmedikamenten an

GENF taz ■ Die Verschiebung oder räumliche Verlegung der für den 9. bis 13. November in Katars Hauptstadt Doha geplanten Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) aus Sicherheitsgründen wird nach Informationen der taz immer wahrscheinlicher. In der Genfer WTO-Zentrale, wo die Handelsdiplomaten der 142 Mitgliedsstaaten seit Mittwoch letzte Vorbereitungen für die Konferenz treffen, nach konkreten Warnungen von US-Sicherheitsbehörden vor „möglichen Terroranschlägen“ in Doha und „erheblichen Lücken“ in Katars Sicherheitssystem der Druck enorm gestiegen. Aufgrund dieser Warnungen reduzierte die Bush-Administration ihre Delegation für Doha bereits von 157 auf 50 Mitglieder; alle Senatoren, sowie fast alle Wirtschaftsverbände und Nichtregierungsorganisationen aus den USA sagten ihre Teilnahme ab. Sämtliche nach Doha reisenden US-Bürger werden mit Gasmasken und Medikamenten gegen Anthrax und andere biologische oder chemische Waffen ausgerüstet sowie mit Geräten zur Kommunikation untereinander.

Die japanische Regierung plant ähnliche Massnahmen. Die deutsche Delegation hingegen fährt in ihrer ursprünglich geplanten Größe. Nach Auskunft einer Sprecherin des Wirtschaftsministeriums gibt es „von deutscher Seite keine Bedenken“.

Die US-Navy wird vor der Küste Dohas für eine schnelle Evakuierung der US-Bürger mehrere Schiffe ankern. Die Bush-Administration verhandelt mit der Regierung Katars über die Aufstellung von Luftabwehrstellungen in der Nähe des Kongress-und-Hotel-Zentrums, in dem die WTO-Konferenz stattfinden soll. Dort sind auch die Zimmer für die US-Delegation gebucht.

Ein Flugzeuganschlag ist einer der befrüchteten Szenarien, über die führende Vertreter von US-Sicherheitsbehörden in einem geheimen Briefing letzten Freitag Kongressmitglieder unterrichtet hatten. Unterbreitet wurden auch Hinweise auf „Terrorgruppen, die innerhalb Katars operieren“. Bei dem Briefing wurden „erhebliche Zweifel“ an der Zuverlässigkeit und den Fähigkeiten der katarischen Armee, der Polizei und anderer Sicherheitsorgane geäußert. US-Handelsminister Robert Zoellig, der bereits seit Anfang Oktober von den Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden wusste, hatte sich für eine Verlegung der Konferenz nach Singapur oder Genf eingesetzt. Doch vor zwei Wochen sagte US-Vizepräsident Dick Cheney dennoch die Teilnahme am Treffen in Doha zu.

ANDREAS ZUMACH

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