: Schulen ohne Koran
Vorerst gibt es keinen Islamunterricht in NRW. Gericht: Die Antragsteller Zentralrat der Muslime und Islamrat sind keine Religionsgemeinschaften
DÜSSELDORF taz ■ In Nordrhein-Westfalen wird es auch vorerst keinen islamischen Religionsunterricht als Lehrfach geben. Der Zentralrat der Muslime und der Islamrat scheiterten gestern mit ihrer Klage vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf. Die beiden islamischen Dachverbände seien keine Religionsgemeinschaften im Sinne der Landesverfassung und des Grundgesetzes, urteilte das Gericht. Daher fehle ihnen ein Mandat für die Festlegung von Inhalten des Islamunterrichts und sie hätten auch keinen Anspruch darauf, ihn durchzuführen. Damit folgte das Gericht der Argumentation der Landesregierung.
Die NRW-Bildungsministerin Gabriele Behler (SPD) begrüßte das Urteil. Gleichzeitig betonte sie, weiterhin an ihrer Absicht festzuhalten, perspektivisch einen islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache einführen zu wollen. Dabei dürfe es jedoch keine Aufsplitterung des Unterrichts auf eine Vielzahl von Religionsvereinigungen geben. Das sei vom Verfassungsgeber nicht gewollt und in der Schulpraxis nicht durchführbar. Behler forderte deswegen alle islamischen Dachorganisationen in Nordrhein-Westfalen auf, sich untereinander zu verständigen und im Rahmen eines Runden Tisches mit ihr über die Einführung eines solchen Faches zu beraten. „Ein solcher Unterricht wäre ein entscheidender Fortschritt für die Integrationsbemühungen in Nordrhein-Westfalen“, sagte die Ministerin. Ein Islamunterricht unter staatlicher Schulaufsicht böte „die Gewähr dafür, dass jungen Menschen keine Inhalte vermittelt werden, die nicht mit der Wertordnung des Grundgesetzes vereinbar sind“, sagte Behler.
Im Gegensatz zu dem Düsseldorfer Urteil hatte das Berliner Verwaltungsgericht erst kürzlich einer Klage der dortigen Islamischen Föderation für Religionsunterricht stattgegeben.
PASCAL BEUCKER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen