: Masar-i Scharif vor dem Fall
Nordallianz meldet den Einmarsch in die nordafghanische Stadt. Polizei in Pakistan erschießt vier Demonstranten. Islamisten sprechen von 5.000 Verhaftungen. Generalstreik ausgerufen
ISLAMABAD/GENF dpa ■ Nach schweren Bombardierungen der US-Luftwaffe ist die oppositionelle Nordallianz am Freitag nach Meldungen der US-TV-Sender CNN und MSNBC in die strategisch wichtige nordafghanische Stadt Masar-i Scharif einmarschiert. Die Sender beriefen sich auf Angaben der Nordallianz selbst. Eine unabhängige Bestätigung für die Meldungen gab es nicht. Etwa 90 Taliban-Kämpfer seien bei dem Angriff gefallen und rund 2000 Soldaten der Nordallianz in die Stadt vorgedrungen, sagte ein Vertreter der Nordallianz
Die Eroberung der rund 130.000 Einwohner zählenden Stadt wäre die erste schwere Niederlage des Taliban-Regimes seit Beginn der US- Luftangriffe am 7. Oktober. Die Einnahme von Masar-i Scharif würde die Versorgungslinie für die Rebellentruppen nördlich von Kabul freimachen. Ein Sprecher des Taliban-Regimes hatte zuvor von „brutalen Bombardierungen“ im Umkreis von 10 bis 22 Kilometern um die Stadt gesprochen, in der starke Taliban-Kräfte zusammengezogen worden sind.
In Pakistan kamen bei schweren Zusammenstößen zwischen antiamerikanischen Demonstranten und der Polizei mindestens vier Menschen ums Leben. Die Gewaltausbrüche ereigneten sich, nachdem Anhänger der afghanischen Taliban zu Streiks und Demonstrationen gegen die amerikanischen Bombenangriffe aufgerufen hatten.
Nach Angaben der Führung der Taliban-nahen Partei „Jamiate Ulamai Islam“ (JUI) wurdenvier Demonstranten getötet und Dutzende verletzt, als die Polizei gegen eine Straßenblockade vorging. Außerdem seien 5.000 Anhänger des ebenfalls Taliban-nahen Afghanischen Verteidigungsrates festgenommen worden. Der Rat ist ein Zusammenschluss von mehr als zwei Dutzend religiös-politischen Parteien. Der Rat hatte zu einer landesweiten Streikaktion aufgerufen. Nach den Freitagsgebeten versammelten sich auch einige tausend Demonstranten in Pakistans Hauptstadt Islamabad.
Seit den Terroranschlägen vom 11. September in den USA sind etwa 135.000 Menschen aus Afghanistan nach Pakistan geflohen, wo sie sich illegal aufhalten. Offiziell sind die Grenzen geschlossen. Von den erwarteten 1,5 Millionen Flüchtlingen haben bisher etwa 400.000 aus Angst vor Kriegshandlungen ihre Heimat verlassen. Das teilte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf mit. Das UNHCR hat für die Flüchtlinge in Pakistan elf neue Lager errichtet.
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