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dieser verdammte krieg (xxxiv)

CAROLA RÖNNEBURG führt heute das Kriegstagebuch der taz

Der Traum ist aus

Langsam nimmt die grüne Umdeuterei pathologische Züge an. Sie höre zur Zeit „Scherben-Songs“, sagt Claudia Roth. Welche? „Der Traum ist aus“? Nein: „Wenn die Nacht am tiefsten ist“. Es steht zu befürchten, dass sie laut mitsingt: „Doch ich will diesen Weg zu Ende gehn, und ich weiß, wir werden die Sonne sehn!“

Man möchte Ohrfeigen verteilen. Oder, wie Doctor Emmett Brown, der eigenwillige Wissenschaftler aus „Zurück in die Zukunft“, mit einem Spazierstock an den einen oder anderen Kopf klopfen und rufen: „Hallooo? Ist jemand zu Hause?“ Bei Irmingard Schewe-Gerigk zum Beispiel ist bestimmt niemand daheim. Sie stimmt jetzt doch für den Krieg, weil sonst ihre Stimme die achte wäre, jene also, die die Koalition spalten könnte. Hallooo? Wurden da etwa Zahlen verteilt oder Lose gezogen? Trägt Annelie Buntenbach die Eins, ist Winfried Hermann die fünfte Stimme? Durfte man tauschen? Die Berliner Landesvorsitzende Regina Michalik wiederum hofft, dass sich die Fraktion noch auf eine gemeinsame Haltung einigt, weil die Schröder-Unterstützer sonst „den Eindruck erwecken, eingeknickt zu sein“. Hallooo? Muss man jetzt Militäreinsätze befürworten, damit die olivgrüne Partei aussieht, als besäße sie ein Rückgrat?

Und Claudia Roth will in der Koalition bleiben, um den Einsatz von Streubomben weiter heftig kritisieren zu können. Das ist die altbekannte grüne Argumentationskette: Wenn die Grünen jetzt nicht mitmachen, dürfen sie nicht darüber mitreden, worüber die deutsche Regierung glaubt, mitreden zu dürfen, wenn sie erst mitmacht. Das erste Opfer des Krieges ist nicht die Wahrheit, sondern die Logik.

MORGEN: Roger Willemsen

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