naher osten: Krieg der alten Männer
Ariel Scharon hat einen Plan. Und an diesem hält er fest. Auf Gedeih und Verderb. Jede palästinensische Gewalttat gegen die israelische Besetzung beantwortet er mit brutaler Vergeltung, härter und kompromissloser als der vorhergehende Anschlag selbst. Scharons Devise: Wer nicht hören will, muss fühlen.
Kommentarvon GEORG BALTISSEN
Ergebnis: Die Zahl der palästinensischen Todesopfer ist mindestens viermal so hoch wie die der Israelis. Für die Ermordung des israelischen Tourismusministers zahlten die Palästinenser innerhalb von knapp drei Wochen mit 78 Toten.
Zu Scharons Plan zählt auch, dass er jeden Vermittlungsversuch ins Leere laufen lässt. Scharon meint, dass die Gewalt von den Palästinensern ausgeht und nicht von der israelischen Besetzung. Arafat ist für ihn der „palästinensische Bin Laden“. Und wenn Amerikaner wie Europäer das nicht glauben wollen, ist das schlicht ihr Problem, nicht das von Scharon. Wie vergiftet die Haltungen sind, machen die gegenseitigen Vorhaltungen vom Wochenende deutlich. Scharon warf der hochrangigen europäischen Delegation Parteinahme für die Palästinenser vor. Die ließ sich ihrerseits auch nicht lumpen. Und nannte Scharons Forderung nach einer siebentägigen absoluten Waffenruhe ebenso schlicht wie treffend „dämlich“.
Ob US-Außenminister Powell sich in seiner wieder kleingeredeten Nahost-Initiative nun näher an der europäischen oder der israelischen Forderung bewegt, ist marginal. Solange kein wichtiges arabisches oder islamisches Land aus der US-Front gegen den Terror ausschert, werden die USA es bei Appellen an beide Seiten belassen. „Entschiedener Kampf gegen den Terror“ wird die Forderung an die Palästinenser lauten. „Mehr Zurückhaltung und Abzug der Streitkräfte aus besetzten palästinensischen Städten“ die Forderung an die Israelis. Alles wie gehabt. Das Versprechen auf einen palästinensischen Staat inklusive.
Das Dilemma: Arafat kann eine absolute Waffenruhe nicht durchsetzen, solange er keine politischen Gegenleistungen vorweisen kann. Und Scharon will erst verhandeln, wenn er Arafat endlich das Rückgrat gebrochen hat. Schon einmal waren sie erbitterte Feinde. 1982 in Beirut hat Scharon Arafat militärisch besiegt, politisch aber verloren. Die Verantwortung für das Massaker von Sabra und Schatila droht Scharon einzuholen. Eine erneute politische Niederlage gegen Arafat aber wird Scharon nicht hinnehmen. Der Krieg der alten Männer geht weiter.
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