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Frauen umjubeln Willi Lemke

■ SPD feiert Berufung einer Frau für den Studiengang „Informatik für Frauen“

„Willi, Willi“ riefen etwa ein Dutzend Frauen der SPD-Fraktion gestern Mittag in der Lobby der Bürgerschaft, als Wissenschafts-Senator Willi Lemke die Treppe hinauf kam. Der war ganz gerührt, als seine Deputations-Sprecherin Gerlinde Bergk ihm erklärte: „Wir wollen uns dafür bedanken, dass du es geschafft hat, auf die Stelle Frauen-Informatik eine Frau zu berufen.“

Nach einem Streit, der anderthalb Jahre andauert, hatte der Fachbereich Wirtschaft am Dienstag eine Berufungsliste beschlossen, auf der nicht ein Männer-Name stand, sondern der von Informatikerin Dr. Ingrid Wetzel von der Uni Hamburg. Lemke wurde dafür dutzendfach umarmt und hielt am Ende einen Strauß roter Rosen in der Hand. „Guck mal, Evi, von meinen Frauen“, rief Lemke der gerade vorbeieilenden Abgeordneten Eva-Maria Lemke-Schulte zu.

„Ich habe mehrfach gefordert, dass mir der gesamte Vorgang vorgelegt wird“, erklärte Lemke seinen Anteil am Schwenk des Fachbereichs Wirtschaft der Hochschule. Das sei bis heute nicht passiert, aber er habe auch erfahren, dass der Fachbereich nun eine Liste mit einer Frau beschlossen habe.

Als dem Fachbereich Wirtschaft klar wurde, dass die Haus-Berufung des Leiters dieses Studiengangs – Prof. Axel Viereck – auf die C3-Stelle von der Wissenschaftsbehörde möglicherweise blockiert werden könnte, war für Viereck eine Beförderungsstelle mit gleicher Dotierung geschaffen worden. „Dieser Antrag auf eine C3-Stelle liegt bei mir seit sechs Wochen und ich habe gesagt, ich unterschreibe das erst, wenn der andere Vorgang abgearbeitet ist“, erklärte Lemke.

Mit der Aussicht auf seine Beförderung und unter dem Druck auch des Rektors, der um den guten Ruf der Hochschule fürchtete, hat Viereck nun seine Bewerbung um die Frauen-Stelle zurückgezogen. Leiter des auf fünf Jahre vom Bund mitfinanzierten Modellversuches „Informatik für Frauen“ wird er unabhängig davon aber bleiben.

Lemke versicherte, er wolle „so schnell wie möglich“ zu einer Berufung kommen, wenn ihm die Liste vorgelegt werde. K.W.

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