: doping mit oral-turinabol
Die blauen Pillen
Das Medikament kam seit 1966 in ausgewählten Kraftdisziplinen (Kugelstoßen, Diskus) zum Einsatz. Ein Jahr zuvor war es vom VEB Jenapharm entwickelt worden. Schnell wurde klar, wozu OT, O-T oder M1, so die Kürzel für Oral-Turinabol, in der Lage ist. Es schuf Muskelberge und führte zur Leistungsexplosion der ostdeutschen Athleten.
Medizinisch sind Anabolika nur bei einer Form der krankhaften Blutarmut induziert. Doch das Dopingsyndikat der DDR nutzte die Pillen missbräuchlich, um für eine Flut von Medaillen zu sorgen. Beim Wirkstoff Dehydrochlormethyl-Testosteron handelt sich um ein künstliches männliches Sexualhormon. Normalerweise produziert der Körper ausreichend Testosteron, bei Frauen weniger als bei Männern.
1968 wurde entschieden, auch Sportlern das anabole Steroid zu verabreichen. Viele ließ man in dem Glauben, sie schluckten „Vitamine“. Der Erfolg war durchschlagend. Die gedopten Athleten überzeugten bei Olympia in Mexiko derart, dass die blauen Pillen breit zur Anwendung kamen.
1974 wurde unter Aufsicht des Sportmedizinischen Dienstes eine geheime Arbeitsgruppe gebildet, um die Verteilung des Jenapharm-Produkts zu lenken. Die Stasi wachte über das Projekt. Jenapharm ließ keinen Lieferengpass aufkommen.
Bei Frauen schlug das Hormon schon in geringen Dosen an und führte teilweise zu enormen Leistungssprüngen. Schon 13-Jährige bekamen teilweise doppelt so viele Hormone wie ihre männlichen Kollegen. 1994 wurde Oral-Turinabol vom Markt genommen. M.V.
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