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„Der AfB fehlt doch die Kraft“

■ Erstes Treffen mit der Schill-Partei: Die AfB will sich so in den nächsten Landtag hieven – und kassiert massenhaft Austritte / Gründungsmitglieder lehnen puren Populismus ab

Der Slogan „Arbeit für Bremen“ hat ausgedient. Programm und Partei möglicherweise ebenfalls. Gestern nämlich haben die AfB-Vorsitzenden erste Gespräche mit der Schill-Partei geführt – und weitere Treffen mit deren „Bremen-Koordinator“ Heinz Eversmann vereinbart. Die Quittung für diesen Rechtsruck kommt prompt: Der AfB laufen die Mitglieder weg.

Pünktlich zum Jahreswechsel haben zum Beispiel die beiden Gründungsmitglieder Klaus Bernbacher und Andreas Lojewski ihr Parteibuch zurückgeschickt. „Ich habe der Partei bislang die Treue gehalten“, sagt Bernbacher. Aber als im Herbst auf der Mitgliederversammlung der Beschluss fiel, mit der Schill-„Partei Rechtsstaatliche Offensive“ Sondierungsgespräche aufzunehmen, war Schluss. „Diese populistische Sache lehne ich ab“, sagte Bernbacher gegenüber der taz: „Wenn die den rechten Rand der Wähler abschöpfen wollen – dann ohne mich.“

Deutliche Worte kommen auch von Gründungsmitglied Rolf Reimers. Dessen Austritt ist bereits unterschrieben und geht jetzt in die Post. „Das mache ich nicht mehr mit“, sagt Reimers. Und: „Die wollen sich mit Hilfe der Schill-Partei doch nur an der Macht halten.“

Die meisten Politiker hatten der AfB ohnehin kaum noch Zukunfts-chancen eingeräumt. „Die hat ihre Existenz gehabt“, heißt es. „Da ist keine Kraft mehr.“ Dann hatte sich die außerparlamentarisch wenig erfolgreiche AfB die „Rechtsstaatliche Offensive“ zum Rettungsanker auserkoren. „Wir haben die politische Erfahrung in Bremen, die haben die Popularität“, hatte der erste AfB-Vorsitzende Harmut Frensel noch vor kurzem erklärt. Doch damit hatte der Vorstand die Rechnung ohne die Parteibasis gemacht.

Denn fast scheint es, als wäre nach den ersten Kontakten mit den Hamburgern die ganze alte AfB-Basis in Aufruhr. Von ursprünglich 500 Mitgliedern, werden jetzt offiziell nur noch 220 Anhänger genannt. „Das hat aber nichts mit der Schill-Partei zu tun“, wehrt Uwe Siefert, der zweite Vorsitzende, ab. Zumindest noch nicht. Denn allein in Bremerhaven denken offenbar gleich mehrere AfBler an Austritt, so Albert Marken: „Für mich und einige andere kommt die Schill-Partei nicht in Frage.“

Ob die AfB aber dann noch attraktiv für die Schill-Leute sein wird, muss sich noch herausstellen. Das als „vertraulich“ gehandelte gestrige Gespräch zwischen Schill-Partei und AfB war „konstruktiv“, sagen Eversmann und Siefert. Es blieb aber „ohne konkrete Ergebnisse“. „Viel mehr war beim ersten Kontakt auch nicht zu erwarten“, räumt die AfB ein. Und die Schill-Partei? „Ich wollte abtasten, wo es Übereinstimmungen geben könnte“, so Eversmann. Wie viele er gefunden hat, wollte er nicht sagen. Nur, dass es weitere Treffen gibt.

Ohnehin ist der Schill-Koordinator in Bremen derzeit ein gefragter Mann. Außer mit der AfB traf sich Eversmann gestern noch mit „mehreren interessierten Bürgern“. Mit anderen Parteien jedoch nicht. Auch für Bremerhaven war Eversmann aktiv. Dort werde bald eine Schill-Partei an den Start gehen, sagt er. „Mit Sicherheit.“

Dorothee Krumpipe

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