: Banken sind miese Propheten
Bei ihren Vorhersagen über die zukünftigen Aktienkurse treffen die Banken seltener ins Schwarze als Zufallsprognosen, haben Wirtschaftsforscher jetzt festgestellt
HAMBURG taz ■ Auf Voraussagen ihrer Bank sollten sich Kunden lieber nicht verlassen – dann schon eher auf ihr Glück. Besser als die professionellen Prognostiker schneidet nämlich der schnöde Zufall ab, ergab eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).
Wer sein Geld anlegen will, möchte gerne erfahren, welche Finanzprodukte die besten Aussichten versprechen. Und ebenso hoffen Politiker in Regierung und Opposition auf einen verlässlichen Wink für die kommende Zeit. Daher wagen Banken und Sparkassen gerne einen Blick in die Zukunft und prognostizieren die Entwicklungen von Zinsen, Börsen und Euro. Erstaunlicherweise können jedoch selbst Finanzprofis nicht hexen und so treffen ihre Vorblicke nur selten die spätere Wirklichkeit.
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat nun die Prognosen des vergangenen Jahres von 13 führenden Geldinstituten mit der Realität verglichen und kommt zu einem für die Kreditwirtschaft wenig schmeichelhaften Ergebnis. „Der Siegerkranz gebührt der Zufallsprognose“, sagt ZEW-Forscher Michael Schröder. Erst danach kommen – mit deutlichem Abstand – Commerzbank, BHF-Bank, Sal. Oppenheim und DGZ-Deka-Bank auf den vorderen Plätzen. Noch weiter abgeschlagen landeten die anderen Kreditinstitute, darunter die Deutsche Bank und die WestLB. Lediglich bei den kurzfristigen Zinsen schnitten mehrere Banken besser ab als der Zufall.
„Die Ergebnisse sind nicht wirklich überraschend“, beruhigen die Mannheimer Forscher verschreckte Anleger und Politiker. Aus anderen wissenschaftlichen Untersuchungen sei schließlich längst bekannt, dass Zufallsprognosen „nur schwer zu schlagen sind“.
Beispielsweise haben in einer Untersuchung der Max-Planck-Gesellschaft unbedarfte Aktien-Laien, die in einer belebten Einkaufsstraße überraschend befragt wurden, mit reinen Zufallstipps die meisten hoch bezahlten Finanzprofis locker abgehängt.
Wirtschaftswissenschaftler versuchen solche Zufallsphänomene mit ihrer Theorie effizienter Märkte zu erklären. Danach sind bereits alle wichtigen Informationen in Kursen und Märkten „eingespeichert“ und darum sind diese besser „informiert“ als ein einzelnes Bankhaus – und verfügte es über noch so viele Analysten. HERMANNUS PFEIFFER
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