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Die französische Dieselrevolution

Umweltbundesamt und ADAC zeigen sich gleichermaßen beeindruckt vom Dieselrußfilter von Peugeot – deutsche Automobilindustrie hinkt hinterher. Immerhin 99,9 Prozent der feinen Rußpartikel werden aus dem Abgas entfernt

Abgeschlagen präsentiert sich die deutsche Automobilindustrie – der Preis ging nach Frankreich: Der Peugeot 307 mit HDi-Dieselmotor wurde vom Wuppertaler Umweltinstitut Öko-Trend zum „Öko-Trend-Auto“ des Jahres gewählt. Der Wagen erhielt die Auszeichnung als „bedeutendster Meilenstein zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit von Serienfahrzeugen“. Der Grund für die Ehrung: Das Fahrzeug besitzt den effizientesten Rußfilter, den es in der Geschichte des Dieselmotors je gab.

Bei so viel Innovation waren sich dann selbst zwei notorische Kontrahenten einig: Übereinstimmend erklärten nach einem Langzeittest auch das Umweltbundesamt (UBA) und der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) den Rußfilter zur technischen Revolution.

Gemeinsam hatten sie den größeren Peugeot 607 HDi, der als erstes Auto serienmäßig mit einem Partikelfilter ausgestattet ist, 80.000 Kilometer lang auf einem Abgasprüfstand getestet. „Der Partikelfilter funktioniert auch im Dauerbetrieb einwandfrei“, urteilte daraufhin das UBA.

Denn der Rußfilter von Peugeot entfernt mehr als 99,9 Prozent der feinen Rußpartikel aus dem Abgas und habe, so der ADAC, „mit gemittelten 0,001 Gramm pro Kilometer praktisch keine Partikelemissionen mehr“. Der Peugeot blase somit im Durchschnitt „10.000-mal weniger Partikel in die Umwelt als ein moderner Common-Rail-Diesel ohne Partikelfilter“. Und das Beste an der Sache: Es handelt sich dabei nicht um irgendeine Laborstudie, sondern um einen Praxistest eines im Handel erhältlichen Wagens. Der französische Automobilkonzern PSA hatte das Fahrzeug im Frühjahr 2000 auf den deutschen Mark gebracht. Später wurden dann auch die kleineren Peugeot-Modelle 406 und 307 sowie der Citroën C5 mit dem gleichen Partikelfilter ausgestattet.

Was die Tester vom ADAC besonders begeisterte: „Die Partikelemission blieb ständig auf gleichem Niveau.“ Denn etwa alle 500 Kilometer regeneriert sich der Filter durch einen unmerklichen Abbrand der Rußpartikel. Deshalb entstünden auch „keine zusätzlichen Inspektionskosten“. Und mit Blick auf die deutsche Automobilindustrie sagte UBA-Präsident Andreas Troge nach dem Test: „Es gibt jetzt keine Ausreden mehr.“ Eine peinliche Veranstaltung also für den Verband der Automobilindustrie (VDA) – denn von den Dieselmodellen aus hiesiger Produktion erzielt keines auch nur annähernd vergleichbare Abgaswerte. Fazit von Umweltminister Trittin in einem Interview mit dem ADAC: „Leider hinkt die deutsche Automobilindustrie hier gewaltig hinterher.“

Nachdem sogar der ADAC, den man beim VDA als treuen Mitstreiter kennt, der deutschen Automobilindustrie vorwirft, die „Entwicklung kollektiv verschlafen zu haben“, wird der Verband unruhig. „Wir lassen nicht zu, wenn versucht wird, den Diesel zu diskriminieren“, ließ VDA-Präsident Bernd Gottschalk nach Bekanntwerden des ADAC-Tests verkünden – ohne auf die französische Filterrevolution auch nur mit einem Wort einzugehen. Am liebsten würde man beim VDA dieses Thema nun totschweigen. Doch der Druck wächst. „Die Krebs erzeugende Potenz von Dieselmotoren ist bei heutigen Modellen mindestens um den Faktor zehn höher als die vergleichbarer Ottomotoren“, schreibt das UBA. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) sieht den Einbau von Rußfiltern in alle Dieselautos derzeit gar als „Hausaufgabe Nummer 1“ für die Autoindustrie.

Der VDA indessen bleibt wortkarg und erklärt lediglich, er wende sich gegen die „Angriffe auf den Diesel“. Bei so viel Selbstgefälligkeit platzt inzwischen sogar dem ADAC der Kragen. An die deutschen Autohersteller gerichtet, schrieb der Club daher in seiner Mitgliederzeitschrift: „Wir wollen, dass der Diesel endlich richtig sauber wird – porentief rein.“ B. JANZING

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