: Vielleicht lag‘s am Texaner
Heute beginnen in Pirmasens die deutschen Grillmeisterschaften – ohne Berliner Beteiligung. Der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Barbecue Association, Pawel Wittke, bezieht Stellung
Interview JAN ROSENKRANZ
taz: Mit Verlaub, Herr Wittke, das ist doch ein Skandal!
Pawel Wittke: Kann man sagen. Es ist uns leider nicht gelungen, die Grillszene ausreichend zu mobiliseren. Da mussten wir die Berliner Meisterschaft absagen. Wir hatten einfach zu wenig Zeit.
Gibt es denn noch nicht genug Griller in Berlin?
Keine andere Stadt hat so viele Laubenpieper. Auch die Parks sind voller Griller. Die sind sehr aktiv, aber noch nicht organisiert. Deswegen ist es unser Ziel, diese Grillszene zu vernetzen und Neuigkeiten auszutauschen. Natürlich müssen wir noch vermitteln, dass Grillen mehr ist, als die Wurst im richtigen Moment vom Rost zu ziehen.
Zur Meisterschaft waren immerhin 16 Teams angemeldet?
Genau 16 Teams à 5 bis 7 Leute. Leider waren kurz vor dem Wettkampf, der am letzten Samstag sein sollte, nur noch drei Teams übrig. Einer hätte garantiert gewonnen, aber da macht man sich doch lächerlich. Vielleicht lag es auch am Bush-Besuch.
Bush hat die Meisterschaft verhagelt? Noch ein Skandal!
Na ja. Es waren eben auch Teams von der Polizeiwache und der Feuerwehr angemeldet. Die hatten rund um den Bush-Besuch Alarmbereitschaft. Da hat uns der Texaner nicht wirklich geholfen. Als Promi wäre er optimal gewesen, gerade in Texas gibt es ja die größten Griller.
Was muss man denn können, um Champion zu werden?
Mehr als um die Wurst grillen. Die Amateure müssen vier Gänge zubereiten, die Profis fünf. Und am Ende entscheidet die Jury nach Punkten.
Wie beim Eiskunstlaufen.
Ja, auch beim Grillen hängt alles vom Geschmack ab. Aber es gibt sehr viel mehr Juroren. Die einen beobachten die Deko, die anderen das Grillen, und dann gibt es die Blindjuroren. Die sitzen in einem extra Zelt und verkosten ohne die Teams zu sehen.
Was wäre denn die Berliner Trophäe gewesen?
Hauptpreis wäre ein Topgrill gewesen – Wert knapp 2.500 Euro. Vielleicht braucht man heute immer einen Golf. Ich glaube, es gibt noch Berührungsängste. Wir machen ja kulinarisches Grillen.
Nichts gegen gute Wurst.
Das ist genau das Problem. Die Leute greifen immer zu Wurst und Nackensteak, statt mal Fisch oder Geflügel zu probieren. Garnelen gegrillt – Wahnsinn. Kennt jeder vom Italiener, zu Hause macht es niemand.
Warum?
Es ist natürlich schwerer. Fisch muss bei geringer Temperatur gegrillt werden und Rind bei hoher. Da braucht man ein besseres Gerät – eins ab 300 Euro.
Schmeckt’s dann besser?
Es kann. Denn ein guter Grill hat ein Thermometer und mehrere Garstufen. Natürlich funktioniert auch der Einweggrill für 5 Euro. Aber Profis kaufen Grills ab 1.000 Euro.
Sind die ihr Geld wert?
Natürlich, da haben Sie 30 Jahre Garantie – auch auf die emaillierte Oberfläche. Sie können direkt und indirekt grillen. Da kommt die Hitze nicht von unten, sondern von den Seiten. Sogar backen können Sie damit. Andere Firmen bauen Grille komplett aus V 2 A.
Toll. Was ist V 2 A?
Komplett Edelstahl – bis zur letzten Schraube. Die rosten nie. Die halten. Andere sind edel designt und mit Teakholz. Das sind echte Gartenmöbel: Wenn ich eine tolle Hollwood-Schaukel habe, gehört natürlich auch ein hübscher Grill dazu.
Darf man dann noch mit Bier löschen?
Wenn es sein muss, dann ist Bier natürlich besser als Wasser oder Spucken. Aber gute Griller bereiten das Fleisch so vor, dass kein Fett tropft. Dann brennt nichts. Rippchen zum Beispiel kann man in Marinade mit Honig legen. Der Honig karamellisiert, verschließt die Poren, und das Fleisch bleibt saftig.
Sollen wir schon jetzt mit dem Training beginnen?
Na klar. Im nächsten Jahr wird es auf jeden Fall eine Berliner Grillmeisterschaft geben. Wir wollen im September anfangen zu planen. Vielleicht gibt es dann auch bald mal einen deutschen Grillmeister aus Berlin.
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