standortfragen etc.: Haus der Fotografie
In Hamburg
Ein Kompetenzzentrum soll das Deutsche Zentrum für Photographie (DCP) in Berlin nach Wunsch des Stiftungsrates werden. Und kompetent fühlt man sich hier nicht ganz zu Unrecht im Bereich der Modefotografie. Denn mit den 45.000 Fotografien der Lipperheideschen Kostümbibliothek gibt es eine einzigartige Grundlage für einen solchen Schwerpunkt. Auf diesem Fundus muss aufgebaut werden, und so war vor zwei Jahren, zu Zeiten, als man noch über das DCP sprach, die Rede davon, dass man sich um die Archive von Horst P. Horst und von Peter Lindbergh bemühen werde (jenseits des Dauerbrenners Helmut Newton). Selbstverständlich wurde auch über die wichtige Sammlung des früheren Modefotografen F. C. Gundlach gesprochen, die man nach Berlin holen wollte. Seit vorgestern ist das Projekt Vergangenheit.
Nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrates der Hamburger Deichtorhallen am Donnerstag stellt sich die Situation nun so dar, dass F. C. Gundlach seine 12.000 Bilder umfassende Sammlung – eine der wichtigsten Fotokollektionen Europas – den Deichtorhallen als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt. Dafür wird das Hamburger Zentrum für zeitgenössische Kunst in ein „Haus der Fotografie“ umstrukturiert. Mit dieser Mitteilung von Hamburgs Kultursenatorin Dana Horáková sind die Spekulationen um die Zukunft der Deichtorhallen vorerst beendet, die aufflammten, als bekannt wurde, dass deren Chef Zdenek Felix nach zwölf Jahren sein Amt im Sommer 2003 abgeben will.
Der 76-jährige F. C. Gundlach wird Gründungsdirektor und Kurator der staatlichen, mit 1,3 Millionen Euro subventionierten Deichtorhallen GmbH. „Eine zweite renommierte Fachkraft“, die vom Aufsichtsrat bestellt wird, soll offenbar den Ausstellungsbetrieb leiten, wenn Gundlach seine Sammlung installiert hat und nur noch ehrenamtlich agiert. Eine wichtige Personalentscheidung steht also noch aus. Und offen bleibt damit auch, in welchem Umfang die zeitgenössische Kunst im „Haus der Fotografie“ in Wechselausstellungen noch Platz haben wird.
Trotzdem ist die Entscheidung ein Coup, und es steht zu befürchten, dass die für Berlin angedachte Kompetenz in Sachen Modefotografie in Hamburg verwirklicht werden wird, schließlich hat F. C. Gundlach die besten Kontakte in dieser Szene. Seine Sammlung enthält freilich auch wichtige Beispiele aktueller künstlerischer Arbeiten mit Fotografie und ist keineswegs nur auf Modefotografie beschränkt. BRIGITTE WERNEBURG
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen