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Hilfeflut stromaufwärts

Berlin stellt Krankenbetten für die Opfer der Hochwasserkatastrophe bereit und schickt Polizei und Feuerwehr in überflutete Gebiete. Der Brandenburger Krisenstab sucht nach freiwilligen Helfern

von SIMON JÄGGI

An der Hilfsbereitschaft soll es nicht gelegen haben. 38 Berliner Krankenhäuser haben Betten für Opfer des Hochwassers bereitgestellt. 640 Betten stehen auf normalen Stationen zur Verfügung, dazu 40 auf Intensivstationen. Doch bislang trafen erst 24 Patienten aus dem Hochwassergebiet Dresden ein. „Wir rechnen nicht damit, dass die Zahl sich in den nächsten Tagen erhöhen wird“, sagt die stellvertretende Sprecherin der Gesundheitsverwaltung Regina Kneiding.

Die Zahl der benötigten Betten war zunächst unklar, da das Dresdner Universitätsklinikum mit seinen 1.200 Patienten evakuiert werden musste. Gestern transportierte die Bundeswehr erneut 37 Patienten nach Berlin, 12 davon müssen auf der Intensivstation behandelt werden.

Unter den 24 Patienten aus Dresden befinden sich 14 Frühchen. Ihr Zustand ist sich stabil. „Gut wäre das falsche Wort“, sagt der Sprecher der Charité, wo elf der Neugeborenen gepflegt werden. Drei liegen im Uniklinikum Benjamin Franklin in Steglitz. Auch ihnen geht es „prinzipiell gut“. Einige Säuglinge müssen sich von Operationen erholen oder künstlich beatmet werden. „Der Transport hat aber keine Schädigungen hinterlassen“, hieß es aus beiden Krankenhäusern.

Bereits Mittwochnacht waren die Neugeborenen aus dem Hochwassergebiet in die Berliner Krankenhäuser transportiert worden. Für jedes Neugeborene stand ein Rettungswagen und ein Facharzt zur Verfügung. Seit gestern reisen die Eltern der Neugeborenen an, auch sie werden in den Kliniken untergebracht. Die zehn erwachsenen Patienten wurden von der Bundeswehr aus Dresden nach Berlin geflogen und auf die Intensivstationen mehrerer Krankenhäuser verteilt.

Aber auch vor Ort kommt Hilfe aus Berlin. Laut Pressesprecher Karsten Gräfe hat die Berliner Polizei insgesamt 260 Beamte in die Hochwassergebiete geschickt. Im Gepäck: schweres Raumgerät, zwölf Schlauchboote, Scheinwerfer, Fahrzeuge und Wasserwerfer – zum Abpumpen. Unterstützt werden die Ordnungshüter von acht Wasserschutzpolizisten aus der Hauptstadt, die mit Hartschalenbooten im Einsatz sind. Bei einer Rettungsaktion in Dresden konnten die Berliner Polizisten am Donnerstag 40 Menschen vor den Fluten in Sicherheit bringen. „Vor dem Wochenende kommen die nicht zurück“, so Sprecher Gräfe.

Auch die Berliner Feuerwehr packt mit an: 120 Feuerwehrmänner unterstützen seit Donnerstagabend ihre Magdeburger Kollegen in Sachsen-Anhalt. „Unsere dringendste Aufgabe ist, den Deich zu verstärken“, sagt Pressesprecher Wolf Rovenhagen. Auch er rechnet damit, dass die Männer noch einige Tage vor Ort bleiben werden. Der Brandenburger Krisenstab hat ein Bürger-Info-Telefon und eine Meldestelle für freiwilliger Helfer eingerichtet. Rund hundert Berliner haben sich schon für einen Einsatz gemeldet.

Anlaufstelle für freiwillige Helfer: (03 31) 8 66 23 45. Info-Telefon des Brandenburger Krisenstabs: (03 31) 8 66 24 44

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