: Langsam versickert die Flut
Hamburg hat gestern schon Entwarnung gegeben und die Straßensperren wieder aufgehoben. Gekämpft wird dagegen weiterhin im niedersächsischen Amt Neuhaus. Lauenburg und Geesthacht blieben von der Katastrophe verschont
von PETER AHRENS
So langsam hat die Elbe ihre Kraft eingebüßt. Schon bevor die Flut gestern abend die Hansestadt erreichte, hatten die Behörden schon „weitestgehend Entwarnung“ gegeben, wie Innen-Staatsrat Walter Wellinghausen (SPD) verkündete. Hamburg bekommt von dem, was optimistisch als Jahrhundert-Hochwasser bezeichnet wird, nicht mehr richtig viel mit. Bei den Elbe-Anrainern in Niedersachsen und Schleswig-Holstein sieht das noch ganz anders aus. Gestern waren wieder Hunderte von HelferInnen im Einsatz, um das Durchsuppen der Deiche bei Amt Neuhaus an der niedersächsisch-mecklenburgischen Grenze zu verhindern.
Die Straßensperrungen auf den Hauptdeichen in den Vier- und Marschlanden wurden durch die Innenbehörde gestern bereits wieder aufgehoben. Auch die Ferienhaussiedlung Overwerder, die am Donnerstag vorsorglich evakuiert wurde, ist mittlerweile wieder freigegeben. Wellinghausen machte allerdings klar, dass „jegliche Nutzung der Elbe, zu welchem Zweck auch immer“ weiterhin zu vermeiden sei. Das Risiko, ansonsten mit umweltbelastetem Elbwasser in Kontakt zu kommen, sei zu groß. Dies gelte auch auf weiteres für Schlamm und Pfützen, nachdem das Wasser wieder abgelaufen sei. Der Verein „Rettet die Elbe“ hat gestern noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass durch den Ausfall kommunaler Klärwerke ungereinigte Abwässer die Elbe hinunterflössen. Bereits jetzt liege der Sauerstoffgehalt des Flusses an der Grenze des Erträglichen für Fische.
In Geesthacht und Lauenburg wurde gestern ebenfalls aufgeatmet. Der Fluss zeigte sich gnädig, die befürchtete Katastrophe fand nicht statt. Gestern blieb der Pegel bei Lauenburg so gut wie konstant. Er stieg gerade einmal um drei Zentimeter. Ein Deich im Osten der Stadt, der ein nahe liegendes Gewerbegebiet schützt, galt zwar auch gestern nach wie vor als möglicher Schwachpunkt, doch bislang hat der Deich dicht gehalten. 1500 HelferInnen sind vor Ort, um den Deich zu sichern.
Das wird auch in Amt Neuhaus ein paar Kilometer stromaufwärts versucht. Hier hieß es gestern früh zunächst, mehrere der alten DDR-Deiche hätten unter dem Druck des Wassers nachgegeben. Doch dies erwies sich als vorzeitige Negativmeldung. Der Bruch des Deiches konnte verhindert werden. Trotzdem haben die Behörden am Nachmittag damit begonnen, sechs Dörfer auf der gegenüberliegenden mecklenburgischen Seite des Flusses zu evakuieren. 300 Menschen waren davon betroffen.
Fürs Wochenende erwartet die Bezirksregierung Lüneburg einen Ansturm von HochwassertouristInnen. Um dem vorzubeugen, haben die Behörden schon mal mitgeteilt, die Polizei werde gegen GafferInnen hart durchgreifen. Wer den Deich trotz Verbotes betrete, werde zunächst mit 30 Euro zur Kasse gebeten. Wer sich danach immer noch auf den Deichen erwischen lasse, müsse sogar mit einem Bußgeld von bis zu 5000 Euro rechnen.
Gespendet wird auch weiterhin. Die SchülerInnenkammer hat alle 222.000 HamburgerSchülerInnen aufgefordert, je einen Euro für die Flutopfer zu spendieren. Das Spendenkonto bei der Haspa (BLZ 200 505 50) hat die Kontonummer 1343 122 345. Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) ist ausnahmsweise mal mit der SchülerInnenkammer ganz einig und findet das „ein ganz tolles Signal“.
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