: was macht eigentlich ...Ekkehard Schwerk?
Nur noch Flanieren
Da ründet sich ein Kolumnistenleben: der „Mann der 99 Zeilen“ beim Tagesspiegel, Ekkehard Schwerk, stellte ein Buch mit seinen schönsten Kolumnen vor: „Gott der Gerechte. Berlin geht pleite“. Mit diesem Titel ist bereits die ganze Spanne seines langen Kolumneschreibens erfasst, die alles zwischen dem wohl gestalteten Universum und dem Chaos der Gefühle in Friedenau thematisierte. „Einer der letzten klassischen Berliner Flaneure“, so begründete der Transit-Verlag seine Entscheidung, die „unterhaltsamen und nachdenklichen 99 Zeilen“ gesammelt herauszugeben – kurz bevor Schwerk seine letzte Kolumne verfasste und ab Oktober in Pension geht. Warum kann er eigentlich nicht weiter schreiben? Steht da hinter wieder dieser elende Zwang zur Abwechslung (der Kolumnisten)? Fragte ich mich. Es gibt dafür einen verstecken Hinweis in der „Leseprobe: Seitdem ich vor allem von zugestoßenen jungen Kollegen höre, wir Alt-Berliner hätten … auf Kosten …“ Just in diesem Moment entdeckt der Autor im Vorgarten ein einzelnes Veilchen, das „zittert“. Dennoch gibt er noch einmal den „Jungen“ väterlichen Rat – in einer seiner letzten Kolumnen vom 8. 9., wo er sich auf einer Schulbank im Heimatmuseum „Notizen“ machte und dabei über den dort ausgestellten Rohrstock sinnierte. Obwohl der auch zu seiner Zeit noch zum Einsatz kam, erlitt Schwerk selbst damit keine „Demütigung“, doch „kann ich mich vieler Erniedrigungen erinnern, die ich in meinem nun gesättigten Berufsleben sah“. Ja, so war er.
HH FOTO: TRANSIT-VERLAG
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