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Korallen schwitzen

Schon leicht höhere Temperatur tötet die Kalklebewesen. 2002 besonders viele ausgebleicht, in allen Weltmeeren

BERLIN taz ■ Die Korallenriffe in den Weltmeeren leiden immer stärker unter der Erwärmung der Ozeane. 400 Fälle von kranken und toten Korallenriffen meldet das UN-Umweltprogramm Unep bisher für das Jahr 2002 und damit eine „neue Welle des Ausbleichens“, die die Experten mit der Erwärmung des Erdklimas in Verbindung bringen. Die neuesten Zahlen präsentierte die Unep gemeinsam mit dem World Fish Center und dem Internationalen Aktionsnetzwerk Korallenriffe (ICRAN) aus Anlass der Klimakonferenz in Delhi.

Besonders die Korallenbänke vor dem Great Barrier Riff in Australien sind in diesem Jahr schwer getroffen worden. Doch auch auf den Philippinen, Seychellen, in Indonesien, Malaysia, Japan, den Malediven, Tansania, vor Ecuador und Florida wurden die kranken Korallenskelette entdeckt. Die Daten stammen aus dem neuen Informationssystem „ReefBase“ (www.reefbase.org). Nach Angaben der Generaldirektorin des WorldFish Centers im malayischen Penang, Meryl Williams, wurden die Ausbleichungen an Korallen in allen Ozeanen entdeckt. „Damit ist 2002 das zweitschlimmste Jahr seit 1998, als viele Riffe unter dem El-Niño-Phänomen litten.“

Die Korallenbänke, Brutstätte für Fische und Pflanzen mit hoher Artenvielfalt, reagieren nach Meinung der Wissenschaftler damit auf Stress, etwa wegen zu warmen Wassers. Sie stoßen mikroskopische Algen ab, die in ihrem Gewebe leben und die Korallen mit Nahrung versorgen. Als Folge kränkeln die Korallen und sterben ab. Ein direkter Beweis für eine Verbindung mit dem Klimawandel ist noch nicht erbracht. Doch auch die Daten der US-Behörde für Atmosphäre zeigen, dass die Korallen besonders dort unter Stress stehen, wo das Wasser ungewöhnlich warm ist.

Das Korallensterben hat sich in den letzten Jahren dramatisch beschleunigt. Nach Angaben der UNO waren 1990 insgesamt 11 Prozent der Riffe abgestorben – heute sind es bereits 27 Prozent. Setzt die Erwärmung der Atmosphäre sich ungebremst fort, könnten in den nächsten 30 Jahren weitere 32 Prozent wegsterben, bis Ende des Jahrhunderts wären sie dann weitgehend vernichtet. BERNHARD PÖTTER

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