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Neues Programm

An der TU sinnierte der politische Arm der Linux-Community über Wege aus dem Kapitalismus

Hieß links sein früher einmal, Computern äußerst misstrauisch zu begegnen, so ist es im Internetzeitalter offenbar genau umgekehrt. Der politisch denkende Teil der Linux-Community will den Kapitalimus mit High Tech besiegen. Im Oekonux-Projekt – der Name steht für Ökonomie plus Linux – haben sich vor einigen Jahren Softwareprogrammierer und Software-User zusammengefunden, um über neue Formen des Zusammenlebens nachzudenken.

Am Wochenende traf man sich auf historischem Boden an der TU Berlin zum 2. Oekonux-Kongress. 1978 fand rund um den Ernst-Reuter-Platz der legendäre Tunix-Kongress statt, in dessen Folge u. a. die Partei der Grünen, aber auch die taz als alternative Tageszeitung gegründet wurden. Das damalige Motto der Freunde, Freaks und Genossen: „Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie.“

Die Oekonuxer glauben nun jedoch, den archimedischen Punkt gefunden zu haben, von dem aus sich die bisherige Wirtschaftordnung aushebeln ließe. Grundlage für die Gesellschaft der Zukunft soll das Prinzip freier Software sein, also die Nutzung von kostenlosen, allgemein verfügbaren Programmen wie eben Linux.

Auf Grundlage des Internets hoffen die alternativen IT-Propheten jenseits von Warenwirtschaft und Verwertungszyklen Produzenten und Konsumenten der unterschiedlichsten Informationsgüter zusammenbringen zu können.

Wenn auch konkrete Projekte außerhalb des virtuellen Raums noch eher spärlich gesät sind, so ist die Open-Source-Gemeinde zumindest in einem nicht ganz unwichtigen Punkt schon einen Schritt weiter: auf dem Oekonux-Kongress tummelten sich nicht nur Informatikstudenten, sondern auch Stadtplaner, Musiker, Mediziner – und sogar ein paar Gewerkschafter.

ANSGAR WARNER

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