: Der Club der spanischen Weine
Mit regelmäßigen Verkostungen pflegt Vinos 28 in Mitte erfolgreich seine bunt gemischte Stammkundschaft
Nein, Weinclub Mitte wollte die Besitzerin des Fachgeschäftes für spanische Weine ihren Stammtisch nicht nennen. „Wegen dem Logo.“ WM, das sehe so merkwürdig aus. Umgekehrt, als Mitte-Weinclub allerdings, lässt sich ein Glas darstellen, das M oben wirkt wie der Wein, der bei Aida besonders donnerstags flaschenweise in die Gläser wandert.
Dann nämlich trifft sich ein eingeweihtes Völkchen im Nebenraum und wartet gespannt darauf, was Aida, die eigentlich Isabel Lopez-Duran heißt, wieder einmal einschenkt. Drei bis fünf Weine dürfen die bis zu 30 Anwesenden gratis verkosten, dazu gibt es Brot, Oliven und gesalzene Mandeln. Da werden Gläser geschwenkt, es wird geschnuppert und geschmatzt. Am Ende fällt jeder sein Urteil und es entsteht ein eifriger Diskurs über Lagen, Aroma und Abgang.
Aida klärt nebenbei über Holztöne auf, Anbauverfahren und Lagerzeit. „Die meisten wollen nicht nur gratis trinken, sondern vor allem etwas lernen“, weiß die 23-jährige Geraldine, die Aida assistiert. Dennoch geht am Ende der Veranstaltung natürlich die eine oder andere Flasche über den blauen Tresen.
„Ich kaufe fast immer – leider“, seufzt Christopher, ein 31-jähriger Historiker, der seit zwei Jahren dabei ist. Doch dafür, dass er bei Aida eine Menge gelernt hat über Weine, ist das noch immer ein günstiger Deal.
„Früher haben wir regelmäßig Weinverkostungen im Laden gemacht, aber da konnte man nur stehen und es gab keine Heizung und keine Toilette“, so die 42-jährige Besitzerin, die gebürtige Spanierin ist und jahrelang im Weinhandel gearbeitet hat, bevor sie den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Als dann der Raum nebenan in diesem Jahr frei wurde, hat sie nicht lange gezögert. Aida hat ein paar Fässer als Tische hineingestellt, dazu Barhocker und eine dezente Beleuchtung. Fertig war der Clubraum zum gemeinsamen Testtrinken.
Die Weine, die sie verkauft oder ausschenkt, stammen aus allen Regionen ihres Heimatlandes, viele davon aus ökologischem Anbau. Zu jedem einzelnen Wein kann sie aus dem Stehgreif die Fakten auftischen. Der rote 98er Lãgrima Virgen Cariñena, mit dem sie in diesem Jahr bei der Weinmesse Berlin den ersten Platz gemacht hat etwa, „besteht aus 60 Prozent Garnacha, 20 Tempranillo und Mazuela – und ist 15 Monate in US-amerikanischer und französischer Eiche gereift“. Leider hat sie von dem guten Tropfen kaum noch Flaschen.
Das Publikum, das sich zum gemeinsamen Testen trifft, kommt aus allen Ecken der Stadt. Da trifft der Regierungsbeamte, der nach Feierabend mit dem Fahrrad vorbeischaut, auf StudentInnen, Rentner und den einen oder anderen Lebenskünstler, der die Wärme des Miteinanders schätzt. „Man muss schon aufpassen, dass nicht zu viele Weine rausgehen“, so Aida. Und kommt einer ihrer „Schüler“, um noch eine Flasche zu erbitten, dann sagt sie ein bisschen streng: „Ich vertrau dir, aber nicht zu viel.“ Das hat bis jetzt noch immer geholfen.
SOPHIE BAUER
Vinos 28, Rosa-Luxemburg-Str. 28, 10178 Berlin, Telefon (0 30) 95 99 16 35, Montag bis Freitag 14 bis 20.30 Uhr, Samstag 11 bis 16.30 Uhr. Weinverkostungen jeden Donnerstag 17 bis 20.30 Uhr. Clubmitgliedschaft: 10 Prozent Rabatt auf alle Produkte und die Möglichkeit, den Clubraum für eigene Veranstaltungen zu nutzen. Kosten: 30 Euro/Jahr.
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