: Sieg für die Weser-Wähler
Trotz Ede Stoiber und Hartmut Perschau mischten Bremer Schüler bei der „Juniorwahl“ im September eifrig beim Urnengeschehen mit. Jetzt sollen sie auch die Bürgerschaft pro forma mitbestimmen
Politik, nein danke – das war früher: Trotz Wahlkampflügen, Etatdebakel, Ede Stoiber und Hartmut Perschau haben 5.310 Bremer SchülerInnen von 26 Schulen gewählt – bei den „Juniorwahlen“. Die Wahl gewonnen haben sie auch noch: „Bremen war am engagiertesten“, sagt Gerald Wolf, Projektverantwortlicher des Berliner Vereins „Kumulus“, der den bundesweiten Urnengang veranstaltet hat. Die kleinen Weser-Wähler haben nicht nur im Vergleich mit anderen Bundesländern relativ die meisten Stimmen abgegeben – sie haben das hauchdünne Ergebnis auch quasi vorausgeahnt: 50 Prozent SPD, 14 Prozent CDU, 24 Grün, 6 FDP, die PDS ist mit 4 Prozent knapp draußen.
Möglichst realitätsnah durften Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren beim rot-grünen Zittersieg im September ihre Stimme abgeben. Und weil nach der Wahl vor der Wahl ist, wollen „Kumulus“ und die Landeszentrale für politische Bildung auch für die Landtagswahl im kommenden Mai begleitende „Juniorwahlen“.
Und so hat’s funktioniert: Die SchülerInnen wählten WahlhelferInnen, die Wahllisten erstellten und Wahlkarten von „Kumulus“ abgaben. Gewählt wurde schließlich online, aber nur gegen gültige Wahlkarte oder Ausweis – das Ergebnis auf der Homepage (www.juniorwahl.de) veröffentlicht. „Die haben fast alles selber organisiert“, erzählt Eberhard Dobers vom Schulzentrum Rübekamp. „Wir waren nur für Raumpläne und den Kontakt zum Verein zuständig.“
Für Herbert Wulfekuhl von der Landeszentrale trägt die „Juniorwahl“ zu einer „deutlichen Verbesserung des Politikinteresses“ bei. „Den Umstand, dass die Wahl so realitätsnah durchgeführt wurde, kann man gar nicht hoch genug einschätzen.“ Das freut auch die LehrerInnen: „Die sind plötzlich alle zu den Wahlveranstaltungen hingerannt“, erzählt Dobers. Barbara Larisch vom Schulzentrum Walle lobt den „sehr schönen, handlungsorientierten und praxisnahen Unterricht“.
Damit das Projekt zur Landtagswahl wiederholt werden kann, muss es erst noch die Hürde Bürgerschaft überspringen. Denn fungierte im September noch der Bund als Geldgeber, muss jetzt das Land alleine aufkommen. Auf 35.000 Euro schätzt der Verein „Kumulus“ die Kosten der „Juniorwahl“ für 35 bis 50 Bremer und Bremerhavener Schulen. „Dafür sollte man schon Geld aus allen Töpfen zusammenkratzen“, glaubt Wulfekuhl. „Aber sinnvoll ist es durchaus – alleine um mal das komplizierte Bremer System mit Beiräten, Bürgerschaft und Landtag zu vermitteln.“ Ole Rosenbohm
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