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Bagdad bestraft Lukoil

Irak kündigt Vertrag mit Russlands größtem Ölkonzern. Der gibt Moskaus US-freundlicher Außenpolitik die Schuld

MOSKAU taz ■ Mit fast vier Milliarden Dollar war es das größte Ölgeschäft, das ein ausländisches Unternehmen im Irak je an Land gezogen hatte. Nun hat Bagdad den lukrativen Vertrag mit Russlands größtem Ölkonzern Lukoil gekündigt, in dem 1997 die Ausbeutung des reichen West-Qurna-Ölfeldes vereinbart worden war. Als Begründung gibt der Irak an, Lukoil habe seine Vertragsverpflichtungen nicht eingehalten.

Bei Lukoil weist man dies weit von sich und erklärt, der Grund für die Kündigung sei nicht wirtschaftlicher, sondern rein politischer Natur. Und schuld ist in den Augen des Konzerns der Kreml. Mit seiner nachgiebigen Haltung im UNO-Sicherheitsrat habe Moskau Bagdad erzürnt und die Wirtschaftsinteressen Russlands aufs Spiel gesetzt.

Dies ist ein Horrorszenario, vor dem russische Ölfirmen angesichts der neuen, US-freundlichen Außenpolitik von Präsident Wladimir Putin seit Monaten unermüdlich warnen. Dabei hat Moskau Bagdad keineswegs den Rücken gekehrt. Dank Russlands Intervention im UNO-Sicherheitsrat konnte verhindert werden, dass Washington das Recht bekam, sogleich militärisch gegen den Irak vorzugehen, sollte sich Saddam Hussein nicht an die Spielregeln halten.

Das scheint man in Bagdad sehr wohl zu wissen. Im Streit mit Lukoil wird denn auch betont, Russland sei ein wichtiger wirtschaftlicher Partner und ein „sehr wichtiger Freund für den Irak“. Bagdad hat andere russische Ölfirmen ausdrücklich zur weiteren Zusammenarbeit eingeladen.

Moskau bezeichnet die Kündigung des Vertrags als unfreundlichen Akt und verlangt Gespräche, will aber offenbar nicht auf Konfrontationskurs gehen. Denn der irakische Zorn richtet sich offensichtlich einzig gegen Lukoil. Das Unternehmen, das im Irak-Geschäft zur Nummer eins werden wollte, hat für Bagdads Geschmack wohl zu umsichtig für seine Interessen geworben. Präsident Wagit Alekperow und andere hohe Lukoil-Leute haben in den vergangenen Wochen mit den USA über Garantien für die mit dem Irak abgeschlossenen Ölverträge nach einem Sturz Saddam Husseins verhandelt. Diese Gespräche mit dem „Feind“, praktisch über seine Leiche hinweg, haben Saddam Hussein offenbar nicht gefallen und deshalb hat er Lukoil aus dem Land verwiesen.

Doch der Ölkonzern gibt sich kämpferisch: Keine irakische Regierung, weder alt noch neu, könne ein solches Abkommen einseitig kündigen, Lukoil werde seine Rechte einklagen, sagte ein Sprecher. Gegen den irakischen Vorwurf, die Vertragsbedingungen nicht erfüllt zu haben, glaubt man leicht anzukommen. Denn im Vertrag ist festgehalten, dass das Geschäft so lange praktisch auf Eis liegt, wie die UNO-Wirtschaftssanktionen den freien Export von Öl verbieten. Bagdad hat Lukoil die letzten Jahre mehrmals unter Druck gesetzt, „seine Verpflichtungen einzuhalten“. Laut russischen Kommentatoren bedeutet das im Klartext: Bagdad erwartet von Lukoil, sich über das UNO-Embargo hinwegzusetzen und das Öl schwarz zu exportieren.

ZITA AFFENTRANGER

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