Exklusiv: Die geheime Liste der Waffenlieferanten - Saddams Geschäftspartner

Alle ständigen Mitgliedstaaten des UNO-Sicherheitsrats verkauften Waffentechnik in den Irak. Unternehmen aus Russland lieferten nach 1991, aus China sogar noch nach 1998 Rüstungsgüter

GENF taz ■ Unternehmen aus mindestens zwei der fünf ständigen Mitgliedsnationen des Rates betrieben unter Verstoß gegen die einschlägigen Resolutionen der UNO direkte Rüstungskooperation mit dem Irak. Drei Firmen aus Russland und eine aus China lieferten auch noch nach dem Golfkrieg vom Frühjahr 1991 beziehungsweise sogar seit Abzug der UNO-Inspektionsteams (Unscom) Mitte Dezember 1998 Rüstungsgüter in den Irak. Im Fall der chinesischen Firma erfolgte diese Kooperation möglicherweise unter Nutzung von kurz zuvor gelieferter Technologie und Know-how der beiden US-Firmen IBM und AT & T. Das geht aus dem Bericht des Irak an den Sicherheitsrat hervor, dessen beschaffungsrelevante Passagen der taz vorliegen.

Wir dokumentieren die Namen der Unternehmen aus allen fünf ständigen Mitgliedstaaten des Rates, die seit Mitte der 70er-Jahre an der Aufrüstung Iraks beteiligt waren oder noch sind (siehe Seite 3).

In der mit Spannung erwarteten Stellungnahme der USA zum irakischen Waffenbericht wird die Bush-Administration Irak offenbar den Bruch der UN-Resolution 1441 bescheinigen. Laut New York Times wollten die USA ihre Einschätzung heute abgeben – zeitgleich mit der ersten Analyse des Berichts durch den Chef-Waffeninspekteur Hans Blix vor dem UN-Sicherheitsrat. Die zehn nichtständigen Mitglieder des Gremiums erhielten eine stark gekürzte Fassung des Berichts.

Der US-Außenamtsbeauftragte für die Nichtweiterverbreitung von Waffen, John Wolf, informierte laut New York Times Chefinspekteur Blix über die Lücken, die US-Experten bei der Überprüfung des irakischen Berichts fanden. Es sei das erste Mal, dass die US-Regierung der UNO solche Informationen geliefert habe. Der auf knapp 3.000 Seiten gekürzte Rüstungsbericht wurde gestern in New York verteilt. Das rund 12.000 Seiten starke Original bleibt den fünf ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates – den USA, Großbritannien, Frankreich, Russland und China – vorbehalten. Ab heute sollten nach Diplomatenangaben auch die künftigen fünf nichtständigen Ratsmitglieder ein Exemplar des gekürzten Berichts erhalten. Deutschland lag der Bericht bereits gestern vor.

Die Waffenkontrolleure setzten ihre Inspektionen in Irak fort und untersuchten erstmals eine Raketenabschussbasis. Laut UNO kontrollierten sie seit Ende November bei insgesamt hundert Einsätzen 80 Einrichtungen.

ANDREAS ZUMACH

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