Arbeitskosten in Deutschland: Die Löhne sollen weiter steigen
Die deutsche Wirtschaft ist auch bei wachsenden Einkommen konkurrenzfähig. Das sagen zumindest gewerkschaftsnahe Ökonomen.
Horn empfahl deshalb eine Lohnsteigerung von gut drei Prozent für 2016. Vor zu viel Euphorie warnte dagegen das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft: Langfristig schade es Deutschland, wenn seine preisliche Wettbewerbsfähigkeit sinke.
Die nominalen Arbeitskosten in Deutschland nahmen 2014 um 1,8 Prozent zu, errechnete das IMK. In der Europäischen Union stiegen sie um 1,5 Prozent, im Euroraum um 1,3 Prozent. Die nominalen Arbeitskosten umfassen unter anderem die Bruttolöhne, Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung und Ausgaben für Fortbildung. Im ersten Halbjahr 2015 wuchsen die Einkommen der Beschäftigten dann erheblich mehr – um drei Prozent.
Eine Arbeitsstunde kostete im vergangenen Jahr durchschnittlich 31,90 Euro – wobei deutsche Dienstleistungsfirmen 29,10 Euro zahlten, Industrieunternehmen 37 Euro. Deutschland stand damit hinter Dänemark (42,10 Euro), Belgien, Schweden, Luxemburg, Frankreich (35,30 Euro), den Niederlanden und Finnland auf dem achten Platz unter 28 EU-Staaten.
IMK-Direktor Gustav Horn
Für die vergangenen zwei Jahre sah Horn „einen neuen Trend“: Die hiesigen Löhne und Lohnkosten steigen nun etwas schneller als der europäische Durchschnitt. „Ab 2015 macht sich die Wirkung des Mindestlohns bemerkbar“, sagte der IMK-Direktor. Die Unternehmen müssen deshalb mehr zahlen als früher.
Gleichzeitig läuft die Wirtschaft gut und die Bürger kaufen viel ein. Weil die Betriebe in der Folge mehr Personal brauchen und die Arbeitslosigkeit sinkt, verbessert sich die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer. Horn: „Die Balance auf dem deutschen Arbeitsmarkt neigt sich zugunsten der Beschäftigten.“
Diese Entwicklung bereite der Wirtschaft trotzdem keine Probleme, erklärte das IMK. Wegen der vergleichsweise geringen Lohnsteigerungen seit 2000 habe Deutschland immer noch einen Konkurrenzvorteil gegenüber anderen europäischen Staaten. Zwischen 2000 und 2015 seien die Lohnstückkosten – die Arbeitskosten pro produzierter Einheit – um 12 Prozent weniger gestiegen als im Durchschnitt des Euroraumes.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Außenministertreffen in Brüssel
„Europa spricht nicht die Sprache der Macht“