Arbeitsbedingungen bei Lieferando: An den Ridern wird gespart
Der Liefer-Riese Lieferando will weniger Boni zahlen. Vor der Firmenzentrale protestieren Fahrer:innen gegen den Verdienstverlust.
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Konkret gehe es um die Umstrukturierung des Bonussystems, die das Unternehmen Ende Juni den Fahrer:innen ankündigte, sagt ein Mitglied der Beschäftigtenorganisation Lieferando Workers Collective zur taz. Ihren Namen will die Lieferando-Fahrerin nicht nennen, weil in der Vergangenheit schon häufiger gewerkschaftlich engagierten Kolleg:innen gekündigt wurde.
Demnach sollen bislang gezahlte Boni für Spitzenzeiten abgeschafft und durch ein anderes System ersetzt werden. Die Boni sind ein wichtiger Teil des Einkommens, das sonst mit 12,50 Euro pro Stunde nur knapp über dem Mindestlohnniveau liegt.
Fehlerhafte Lohnzahlungen
Ein Sprecher des Unternehmens teilt auf taz-Anfrage mit, es handle sich bei der Umstellung nicht um Lohnkürzungen. Vielmehr sei ein befristetes Pilotprojekt ausgelaufen. „Das neue Modell beinhaltet eine Lohnerhöhung sowie ergänzende Zuschläge, mit denen fast alle Fahrer bundesweit mehr verdienen“, so der Sprecher.
Die Fahrer:innen sehen das anders: „Ich würde nach dem neuen System 300 bis 400 weniger pro Monat bekommen“, klagt R., ein Fahrer, der Vollzeit für Lieferando arbeitet. „Wir leben jetzt schon von der Hand in den Mund.“ Mit den Kürzungen werde es schwer, die Miete zu bezahlen.
Der 41-Jährige kommt aus Pakistan und berichtet, dass viele seiner migrantischen Kolleg:innen sich nicht mit deutschem Recht auskennen und Lieferando dreist versuche, die Löhne zu drücken. So seien Fehler in der Abrechnung die Regel, es werde wiederkehrend weniger gezahlt, als eigentlich gearbeitet wurde. Auch Trinkgelder werden manchmal einbehalten, berichtet R. „Die klauen einfach Geld bei den Fahrern, die kein Bewusstsein dafür haben.“
Fehlerhafte Lohnzahlungen kämen „extrem selten“ vor und würden sofort ausgeglichen, sagt ein Unternehmenssprecher auf taz-Anfrage.
Immer wieder Sparmaßnahmen
Die jüngsten Maßnahmen seien die härtesten, aber nicht die ersten der vergangenen Jahre, berichtet ein weiterer Fahrer, der sich als Mo vorstellt. Mit der Zeit sei es immer schwieriger geworden, Arbeitstelefone und Firmenfahrräder zu bekommen, auch die Reparaturpauschale wurde irgendwann abgeschafft. „Das sind einfach Kürzungen“, so Mo.
Um für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu kämpfen, haben die Fahrer:innen eine Petition gestartet. Darin fordern sie unter anderem feste Feiertags-, Sonntags- und Nachtzuschläge, die sich am Stundenlohn orientieren. Auch sollen Überstunden besser bezahlt werden und nicht verpflichtend sein.
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