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Appell an UNKlimakonferenz nicht mehr an Öl- und Gas-Staaten vergeben

Die UN-Klimakonferenz soll nicht mehr in Öl- und Gas-Staaten ausgerichtet werden, fordern Forscher und Politiker. Darunter sind einige bekannte Namen.

Ein Frühstück, dazu hält der aserbaidschanische Vorsitzende eine Rede über Plastik: Die UN-Klimakonferenz in Baku Foto: Sergei Grits/AP

Baku dpa | Nach Kritik an Aserbaidschan als Gastgeber der UN-Klimakonferenz fordern prominente Wissenschaftler und Umweltpolitiker, dass die Vereinten Nationen den Auswahlprozess reformieren. Aserbaidschan, eine autoritär regierte Ex-Sowjetrepublik, stützt seine Exportwirtschaft zu 90 Prozent auf Öl und Gas – was bei Umweltschützern Zweifel an einer glaubwürdigen Verhandlungsführung aufkommen ließ.

In einem offenen Brief an UN-Klimachef Simon Stiell heißt es, die UN müssten strenge Zulassungskriterien anwenden, um Länder als Gastgeber auszuschließen, die die einmütig beschlossene Abkehr von Kohle, Öl und Gas nicht unterstützen. Hintergrund ist unter anderem eine Rede des aserbaidschanischen Staatschefs Ilham Aliyev auf der COP29, in der er die klimaschädlichen Energieträger Öl und Gas als „Geschenk Gottes“ pries.

Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Sandrine Dixson-Declève, globale Botschafterin des Club of Rome, Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung sowie der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon.

Sie warnten, dass die Erderhitzung auch nach inzwischen 28 jährlichen Klimakonferenzen nicht gestoppt sei – vielmehr sei eine Erwärmung auf mehr als 2,9 Grad bis 2100 nicht mehr ausgeschlossen. Ihre Schlussfolgerung: Es braucht Mechanismen, um die Länder zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie Klimaziele und -verpflichtungen missachten. Auch brauche es „kleinere, häufigere und lösungsorientierte Treffen“. Ebenso müsse der Zugang beschränkt werden: Das Ungleichgewicht zeige sich darin, dass bei der letztjährigen COP28 in Dubai weit mehr Öl- und Gas-Lobbyisten akkreditiert waren als etwa Vertreter indigener Gemeinschaften oder von der Klimakrise gefährdeter Nationen.

Die Klimakonferenz rotiert zwischen den Weltregionen. Abgesehen davon machen die UN kaum Vorgaben für Gastgeberländer, die das Treffen ausrichten wollen. In den beiden Vorjahren fanden die Gipfel ebenfalls in zwei Staaten statt, die stark von Öl und Gas abhängen: den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten.

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7 Kommentare

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  • Eine Klimakonferenz, die bindende Beschlüsse fassen oder zumindest vorbereiten kann, wäre mal eine Maßnahme, aber davon sind wir weit entfernt.

    Wie seit Jahrzehnten wird sich auch in diesem Jahr mal wieder getroffen, geredet, palavert, gewarnt und beschwichtigt. Wo das stattfindet, ist doch egal.

  • Jetzt ganz naiv gefragt. Wäre eine Klimakonferenz nicht online möglich? Ich meine nur...Tausende Klimaaktivisten, Journalisten, Lobbyisten die alle mit dem Flugzeug zum neuen Austragungsort fliegen + Catering welches extra mit LKW angekart werden muss, dort gemiete Leihwagen usw...dann wäre das Austragungsland-Problem auch erledigt....just saying

    • @Pawelko:

      Gute Frage bei der ich auf Ihrer Seite stehe.

  • "Ihre Schlussfolgerung: Es braucht Mechanismen, um die Länder zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie Klimaziele und -verpflichtungen missachten."

    Aha, und wie genau soll das geschehen? Wie will man Öl- und Gasstaaten zwingen, kein Öl und kein Gas mehr zu fördern und zu verkaufen? Und wie will man sämtliche Industriestaaten zwingen, diese Energieträger nicht mehr zu kaufen?

    Das alles klingt wieder einmal nach viel hohlem Pathos mit wenig Substanz, nach moralisierendem Aktivismus, der geistige Windstille überdecken soll. Denn Fakt ist: Kein Staat wie Saudi-Arabien, Russland, Aserbaidschan, die VAE usw. lässt sich zwingen, dazu haben diese Staaten viel zu viel Geld, zu viel Einfluss und z. T. auch zu viel militärische Macht. Und kein Staat aus der Gruppe der G20 lässt sich dazu zwingen, kein Öl oder Gas mehr zu kaufen, aus genau denselben Gründen wie den vorgenannten. Alle diese Staaten haben Volkswirtschaften, in denen es u. a. um insgesamt hunderte Millionen von Jobs geht. Die lassen sich doch von ein paar Klima-/Öko-Aktivisten nicht in die Suppe spucken.

  • apros fontibus immittere

  • Mäuseschutzkonferenz nicht mehr an Katzen vergeben.

    • @Erfahrungssammler:

      Katzen auch nicht mehr einladen. Dann ist man zumindest auf den Konferenzen vor Katzen sicher. Vielleicht kann man sich sogar gegenseitig versichern, dass Katzen auch bald zu Mäusen werden. Wenn man nur lange genug nicht mit ihnen redet. Weil sie dann ja auch wieder eingeladen würden. Wäre das nicht einmal einen Versuch wert?