Antrag auf AKW-Abriss in Brunsbüttel: Mindestens 15 Jahre Rückbau
Vattenfall hat einen Antrag zum Abriss des AKW in Brunsbüttel beim zuständigen Landesministerium eingereicht. Der Reaktor wurde 2011 abgeschaltet.
BERLIN/KIEL afp/dpa | Der Energiekonzern Vattenfall hat einen Antrag zum Abriss seines schleswig-holsteinischen Atomkraftwerks Brunsbüttel eingereicht. Er sei an das zuständige Kieler Energiewende- und Umweltministerium gerichtet worden, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Berlin mit. In den kommenden Monaten würden der Genehmigungsbehörde weitere Unterlagen übermittelt.
Brunsbüttel gehört zu jenen Reaktoren, die nach dem Atomausstieg von 2011 sofort abgeschaltet wurden. Die Anlage steht nach schweren technischen Pannen ohnehin seit Jahren still. Die schleswig-holsteinische Regierung aus SPD, Grünen und Südschleswigschem Wählerverband (SSW) erhöhte zuletzt den Druck auf Vattenfall, um die Einleitung eines Abriss-Genehmigungsverfahrens zu forcieren.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig hat die Entscheidung des Stromkonzerns Vattenfall begrüßt, ein Verfahren zum Rückbau des Kernkraftwerks Brunsbüttel einzuleiten. „Für mich ist das ein erfreulicher Schritt des Unternehmens hin auf die Energiewende“, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag.
Für Schleswig-Holstein sei der Antrag ein sehr wichtiges Signal, dass eines der ältesten Atomkraftwerke Deutschlands nicht nur abgeschaltet bleibt, sondern stillgelegt und abgebaut werden wird. „Unsere Gesellschaft hat sich klar gegen die Atomkraft und für die Energiewende entschieden“, sagte Albig.
Endgültige Stillegung von Krümmel
Der nächste wichtige Schritt auf dem Weg heraus aus der konventionellen Energieerzeugung und hin zu den Erneuerbaren Energien sei jetzt die endgültige Stilllegung und der Rückbau des Kraftwerks Krümmel. „ich bin sicher, dass uns das mit Vattenfall ebenfalls gelingen wird.“
Ein Akw-Abriss dauert wegen technischer Herausforderungen und umfangreicher Genehmigungsverfahren in der Regel 15 Jahre und mehr. Experten arbeiten sich von außen nach innen vor, besonders heikel ist die Verschrottung des extrem radioaktiv verseuchten Reaktorkerns.
Nach Expertenangaben fallen beim Abriss eines Akw rund 300.000 Tonnen Schutt und Schrott an, etwa ein Prozent davon ist dauerhaft verstrahlt und muss in geeignete Atommüll-Endlager gebracht werden. Voraussetzung für einen Abriss von Brunsbüttel ist nach Angaben von Vattenfall die baldige Verfügbarkeit von Schacht Konrad als bundesdeutsches Endlager für schwach- und radioaktiven Müll.
Rückbau an neun Standorten
Das ehemalige Erzbergwerk bei Salzgitter in Niedersachsen wird derzeit umgebaut. Es ist aber unklar, wann es zur Verfügung steht. Nach letzten Angaben wird damit nicht vor 2019 gerechnet. In Deutschland wurden und werden bereits zahlreiche Atomkraftwerke und Forschungsreaktoren abgerissen. Nach Angaben des Energiekonzerns Eon werden derzeit bundesweit 14 Reaktorblöcke an neun Standorten „zurückgebaut“.
Für die im vergangenen Jahr im Zuge des Atomausstiegs sofort abgeschalteten acht Meiler liegen aber noch nicht in allen Fällen Anträge vor. Der Betreiber Eon stellte für seine betroffenen Akw bereits entsprechende Anträge, der Energieversorger EnBW entschied sich im August ebenfalls für den Rückbau von zwei nuklearen Kraftwerksblöcken und kündigte zügige Anträge an.
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