Antisemitismus: Jüdische Schüler angepöbelt
Vier Männer verhöhnen Schüler einer jüdischen Oberschule und hetzen einen Hund auf sie. Die Polizei spricht von antisemitischen Punks. Dies ist aber keineswegs belegt.
Wer bisher dachte, dass Punks des Antisemitismus unverdächtig sind, der wird anscheinend eines Besseren belehrt: Mehrere Punks haben am Mittwochnachmittag in der Oranienburger Straße fünf Schüler der Jüdischen Oberschule angegriffen und antisemitisch beleidigt. Das behauptet zumindest die Polizei.
Die Jugendlichen im Alter von 15 bis 17 Jahren waren auf dem Heimweg, als sie von den vier Männern zwischen 27 und 31 Jahren zunächst beschimpft wurden. Anschließend hetzten die Altpunks einen ihrer Hunde auf die Gruppe. Ein 15-Jähriger flüchtete in eine Bäckerei. Die anderen Schüler kamen mit dem Schrecken davon. Zeugen riefen die Polizei, die rasch zur Stelle war und vier Tatverdächtige vorläufig festnahm. Zwei von ihnen wurden am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt. Der Hund kam ins Tierheim. Der polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zeigte sich entsetzt über den "ganz offenbar antisemitisch motivierten Angriff". Er hob hervor, dass Zeugen die Polizei gerufen hätten und so eine schnelle Festnahme ermöglichten. Wowereit sprach von "Zivilcourage", wie sie im Kampf gegen den Antisemitismus immer wieder gefordert werde.
Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, die sich gegen Antisemitismus engagiert, kennt die Gruppe Jugendlicher. Bereits vor zwei Jahren habe sie mitgekriegt, wie einige dieser Jugendlichen sich abfällig über Israel unterhalten und dabei auch antisemitische Sprüche gemacht hätten. Als einer der Jugendlichen sie nach Geld fragte, habe sie geantwortet, dass sie Antisemiten nichts gebe. Daraufhin sei sie gefragt worden: "Biste Jüdin?"
Der aktuelle Vorfall zeigt, dass Antisemitismus nicht nur bei Neonazis verbreitet ist, so Kahane. Auch wenn viele sich nicht als Antisemiten bezeichnen würden, heiße dies noch lange nicht, dass sie es nicht sind.
Ulli Jentsch vom Antifaschistischen Pressearchiv (Apabiz) konnte sich auf taz-Anfrage nicht zu dem konkreten Fall äußern. Er warnte aber davor, die Tatverdächtigen voreilig einer bestimmten Subkultur zuzuordnen. So wie ein Skinhead nicht automatisch ein Neonazi ist, sind Jugendliche mit gefärbten Haaren nicht automatisch Punks, sagte Jentsch.
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