Anschlag von Rechtsradikalen vereitelt: Muslime in Frankreich waren Ziel
Die Polizei nahm zehn Verdächtige fest. Der Angriff sollte radikalen Imamen und verschleierten Frauen gelten. Initiator soll ein früherer Polizist sein.
Collomb beglückwünschte die Staatssicherheitspolizei DGSI (Direction générale de la sécurité intérieure) zu ihrer effizienten Überwachung und präventiven Intervention. Aufgabe der DGSI sei es, „die Franzosen (und Französinnen) täglich vor gewaltsamen Aktionen von welcher Seite auch immer zu schützen“. Noch war nicht klar, wie weit die Festgenommen mit ihren Vorbereitungen waren und ob sie namentlich bereits Ziele und Termine für ihre Aktionen definiert hatten. Ihre kriminelle Absicht, demnächst zur Tat zu schreiten, steht für die DGSI aber fest. Alle zehn Festgenommen befinden sich zur Befragung im Rahmen einer vorgerichtlichen Untersuchung in Polizeigewahrsam und sind laut Medienberichten zum Teil geständig.
Der 65-jährige Guy S., der als mutmaßlicher Kopf der Organisation mit dem Namen „Action des forces opérationnelles“ („Aktion der Einsatzkräfte“) bezeichnet wird, soll ein in Westfrankreich lebender Polizeibeamter im Ruhestand sein. Er wird verdächtigt, diese klandestine, aber der Polizei seit längerem bekannte rechtsextremistische Gruppierung AFO nach einer Phase der Inaktivität reaktiviert zu haben. Ihr Ziel soll es laut Polizeiangaben gewesen sein, sich mit Anschlägen gegen Repräsentanten des „radikalen Islam“ für die islamistischen Attentate in Frankreich der letzten Jahre zu „rächen“.
Bei geheimen Treffen sei namentlich geplant worden, mit Gewalt „radikale Imame sowie nach verbüßten Haftstrafen aus Gefängnissen entlassene Islamisten, aber zufällig ausgewählte verschleierte muslimische Frauen auf der Straße“ zu attackieren.
Die AFO-Mitglieder sollen sich dazu unter anderem mit Schießübungen vorbereitet haben. Bei den polizeilichen Hausdurchsuchungen wurden mehrere Waffen sichergestellt, aber angeblich auch selbst gebastelte Handgranaten. Es wird vermutet, dass ihr Vorbild die OAS („Geheime Untergrundarmee“) ist, die nach 1960 mit Terroranschlägen gegen Vertreter der algerischen Unabhängigkeitsbewegung und der französischen Staatsführung die Entkolonisierung verhindern wollte. Im Oktober 2017 war in Frankreich bereits eine rechtsradikale Gruppe zerschlagen worden, die sich ebenfalls OAS nannte und sich explizit zum Ziel setzte, „durch Terror“ die Immigranten zu einer Rückkehr zu bewegen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Forscher über Einwanderungspolitik
„Migration gilt als Verliererthema“
Abschied von der Realität
Im politischen Schnellkochtopf
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Erstwähler:innen und Klimakrise
Worauf es für die Jugend bei der Bundestagswahl ankommt
Russlands Angriffskrieg in der Ukraine
„Wir sind nur kleine Leute“
Sauerland als Wahlwerbung
Seine Heimat