Anschlag in Berlin: Auto von linkem Politiker angezündet
Erneut Brandstiftung im Stadtteil Adlershof: Vermutlich Neonazis fackeln das Fahrzeug des antifaschistischen Bezirkspolitikers Hans Erxleben ab.
Kurz nach Weihnachten hatte nur ein paar Straßen weiter das Auto eines Fotografen gebrannt, seitdem ist die Polizei verstärkt mit Streifenwagen unterwegs. Geholfen hat das offenbar nicht: In der Nacht zu Dienstag wurde das Auto des Bezirkspolitikers Hans Erxleben (Linke) angezündet, der Kleinwagen brannte vollständig aus.
Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt, denn eine politische Motivation für die Tat ist mehr als wahrscheinlich: Erxleben, der sich seit Jahren gegen Neonazis engagiert, wurde bereits mehrfach Opfer rechtsradikaler Angriffe. 2012 verübten mutmaßlich Neonazis einen Anschlag auf sein Wohnhaus. „Erst das Haus, nun das Auto, dazu die persönlichen Drohungen – natürlich frage ich mich, was als Nächstes kommt“, sagte Erxleben am Dienstag.
In letzter Zeit hätten die Bedrohungen gegen ihn noch einmal zugenommen – seit sich Erxleben gegen die Flüchtlingsfeinde engagiert, die in Köpenick wegen der dortigen Containerunterkunft auf die Straße gehen. Erxleben ist Vorsitzender des Integrationsausschusses im Bezirk und Sprecher des „Bündnis für Toleranz und Demokratie“, und er ist präsent bei den Protesten gegen die rassistischen Demonstrationen. „Ich bin für diese Szene eine Hassfigur“, sagt er.
Politiker verschiedener Parteien von Linke bis CDU erklärten am Dienstag ihre Solidarität mit Erxleben. „Die Anschläge gelten allen, die sich für unsere Demokratie einsetzen“, so SPD-Landeschef Jan Stöß.
An die Bedrohung habe er sich mittlerweile fast gewöhnt, sagt Erxleben – nicht aber daran, dass die Täter noch nicht gefasst seien. „Diese Menschen sind für mich lebende Zeitbomben.“ Das Verfahren anlässlich des Anschlags von 2012 wurde eingestellt. „Die Militanz der rechtsextremen Szene wird bagatellisiert, das ist für mich als Betroffener schwer zu ertragen“, sagte Erxleben.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!