Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Berlin: Das World Wide Web trauert mit
In den sozialen Medien zeigen sich Trauer, Wut und Besonnenheit als Reaktion auf die Tat am Breitscheidplatz.
In den ersten Stunden nach dem Anschlag diente das Internet vor allem als Informationskanal: Über die Twitter-Kanäle der Berliner Polizei wurden minütlich neuste Erkenntnisse geteilt – und gleichzeitig wurde zur Besonnenheit aufgerufen. Die Aufforderung, zum Schutz der Opfer und Angehörigen keine Videos und Fotos vom Tatort hochzuladen, ist bis heute der am häufigsten rezipierte Hinweis der Behörden. Stattdessen richtete das Bundeskriminalamt eine Datenbank ein, an die Hinweise übermittelt werden können.
Seit der Nacht zum Dienstag dienen die sozialen Medien auch als Ort der Trauer. Weltweit nehmen Nutzer*innen Anteil und drücken ihr Beileid aus. Unter den Hashtags #ichbineinberliner, #prayforberlin und #berlinbestrong werden Fotos vom Brandenburger Tor, Zitate und Solidaritätsbekundungen gepostet. Parolen wie „Berlin, wir sind bei Dir“ sollen der Bevölkerung Kraft geben.
Doch nicht nur Trauer und Verarbeitung finden sich im Netz. Soziale Medien werden – wie häufig nach vergleichbaren Ereignissen – von rechten Gruppierungen als Agitationsplattformen instrumentalisiert. Viele Beiträge sind durchsetzt von rassistischer Diskriminierung und spekulativer Polemik. Andere knüpfen die Vorfälle an politische Forderungen: Unter #merkelmussweg und #merkeltstote sammeln sich Beiträge, die die Tat in Berlin direkt mit der Geflüchtetenpolitik der Kanzlerin in Verbindung bringen.
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Viel Polemik – aber noch mehr Besonnenheit
Im Wust der populistischen Posts und Falschmeldungen kann sich eine Stimme jedoch behaupten: die, die für eine angstfreie und offene Zivilgesellschaft steht. Der Post des Comiczeichners Ralph Ruthe, der unter dem Hashtag #breitscheidplatz dazu aufrief, keine übereilten Schlüsse zu ziehen, mahnt zu Rationalität: „Wer nicht schuld ist #Breitscheidplatz: Merkel, Flüchtlinge, die Gutmenschen. Wer schuld ist: der, der den LKW fuhr.“ Das bekam auf Twitter 11.524 „Likes“ – so viel wie kein anderer. Auf Facebook waren es fast 120.000 „Gefällt mir“-Angaben.
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Zwei weitere Hashtags, die im Kontext des Anschlags immer wieder geteilt werden, sind #maximal #unbeeindruckt. Sie spiegeln eine Haltung des Trotzes wider, ähnlich wie nach den Anschlägen in Paris, als die Menschen die Pariser Cafés füllten und ausdrückten, dass sie nicht bereit seien, sich einzuschränken.
So stehen die Hashtags #maximal #unbeeindruckt für eine Botschaft, an die Menschen, die hinter dem Anschlag stehen: Wir erwidern euren Hass nicht!
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Auch praktizierende Muslim*innen positionieren sich nach den Vorfällen vom Montag im Netz: „Mein Name ist Malik Riaz, ich habe pakistanische Wurzeln und bin Muslim. Ich hasse Terror, 1,5 Mrd. Muslime auch.“ Solche und andere Erklärungen aus der muslimischen Gemeinschaft bilden wichtige Statements, die sich von Hass und Terror distanzieren und sich gegen die islamophobe Stimmung in der westlichen Welt wehren.
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