Annexionspläne in Nahost: Zögern in Israel, Protest in Gaza
Die israelische Regierung will sich weiter mit den USA beraten, bevor sie eine Annexion verkündet. Trotzdem kommt es in Gaza zu Protesten.
Der Koalitionsvertrag der israelischen Regierungsparteien sah für diesen Mittwoch die Möglichkeit erster Annexionsschritte vor. Doch das Vorhaben verzögert sich offenbar wegen Unstimmigkeiten mit der US-Regierung. Israels Minister für regionale Zusammenarbeit, Ofir Akunis, sagte am Mittwoch: „Die Ausweitung der Souveränität wird im Juli passieren, aber nicht vor einer Erklärung von US-Präsident Trump.“ Es fehle bislang die volle Zustimmung der US-Regierung.
Unterdessen hat der britische Premier Boris Johnson Israel aufgerufen, von einer Annexion abzusehen. Er habe die Sorge, dass die Annexionspläne den langfristigen Sicherheitsinteressen Israels entgegen stünden, schrieb er in einem auf Hebräisch veröffentlichten Gastbeitrag für die Zeitung Jediot Achronot. Eine Annexion wäre eine Verletzung internationaler Regeln und würde die Verbesserung der Beziehungen Israels mit der arabischen Welt gefährden.
In Deutschland wollten Union und SPD noch am späten Mittwochnachmittag die Bundesregierung mit einem Antrag im Bundestag auffordern, Israel zu einem Verzicht auf die angekündigte Annexion aufzurufen. Die Grünen wollen einen eigenen Antrag zur Abstimmung stellen, da in dem Antrag von Union und SPD der übliche Verweis auf die Grenzen von 1967 vermieden wurde, auf dessen Grundlage eine Zweistaatenlösung für Israel und Palästina bislang verfolgt wurde.
In einem weiteren Antrag, den die FPD eingebracht hat, fehlt der Verweis auf die Grenzen von 1967 ebenfalls. Die US-Regierung hatte im Januar einen Nahostplan vorgelegt, der zwar die Zweistaatenlösung weiter beinhaltet, von den Grenzen von 1967 jedoch deutlich abweicht. Der Plan sieht große Teile des Westjordanlands für Israel vor und will die PalästinenserInnen mit anderen Gebieten entschädigen. Der Trump-Plan gilt als Grundlage für die angekündigte Annexion. (mit Agenturen)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Im Gespräch Gretchen Dutschke-Klotz
„Jesus hat wirklich sozialistische Sachen gesagt“