Annäherung zwischen USA und Venezuela: US-Delegation in Caracas

Bei den Gesprächen soll es auch um Öl gegangen sein. Will Washington die russischen Öllieferungen durch Importe aus Venezuela ersetzen?

Eine in Caracas stehende Statue hält auf ihrem Handteller einen Ölförderturm.

Skulptur in Caracas: Die Ölförderung lag bei den Gesprächen mit der US-Delegation auf der Hand Foto: Reuters

BUENOS AIRES taz | Erwägen die USA, russische Öllieferungen durch Importe aus Venezuela zu ersetzen? Am Dienstag meldeten US-Medien einen bevorstehenden Importstopp für russisches Öl. Und letztes Wochenende war eine US-Delegation zu Gesprächen in Caracas. Dabei soll es auch um Öl gegangen sein. Sowohl das Weiße Haus in Washington als auch Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro bestätigten die Gespräche. Da über deren Inhalte kaum etwas bekannt ist, wird angesichts des Krieges in der Ukraine kräftig spekuliert.

„Der Zweck der Reise bestand darin, eine Vielzahl von Themen zu erörtern, zu denen sicherlich auch Energie und Energiesicherheit gehörten“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki. Die US-Gesandten hatten auch Oppositionsführer Juan Guaidó getroffen. Auch wenn er von der USA nach wie vor als Interimspräsident anerkannt wird, hat sich ein pragmatischer Umgang mit den realen Machtverhältnissen in Venezuela eingestellt.

Die Gespräche hätten „fast zwei Stunden“ gedauert und seien „respektvoll, herzlich und diplomatisch“ gewesen, erklärte Maduro am Montagabend im Fernsehen. „Es erschien mir wichtig, dass wir von Angesicht zu Angesicht über Themen sprechen können, die für Venezuela von größtem Interesse sind“, so der Staatschef. Er kündigte danach eine Wiederaufnahme der Gespräche mit der Opposition an. Die USA hatten ihre diplomatischen Beziehungen zu Venezuela nach Maduros umstrittener Wiederwahl 2018 abgebrochen. 2019 verhängte die US-Regierung ein Ölembargo gegen das Land.

Ganz spontan war die Caracas-Reise der US-Delegation jetzt nicht. Schon seit Längerem reden US-Vertreter*innen mit Venezuelas Staatsführung. Dabei geht es bisher vor allem um die 2023 anstehenden Präsidentschaftswahlen und die Bedingungen für eine Teilnahme oppositioneller Kandidat*innen. Schon mehrfach hatten die USA angedeutet, die Sanktionen lockern zu können.

Ukraine-Krieg sei „Ausdruck der kapitalistischen Welt“

Nicht bekannt ist, welchen Raum das Thema Energie und Öl tatsächlich eingenommen hat. Venezuela ist das Land mit den weltweit größten Ölreserven. Wegen der Sanktionen, aber vor allem wegen Misswirtschaft, mangelnder Instandhaltung und Korruption ist die Ölproduktion im letzten Jahrzehnt stetig zurückgegangen. Selbst wenn sich die Staatsführung entschließen sollte, Russland als Lieferant zu ersetzen, wäre Venezuela dazu weder kurz- noch mittelfristig in der Lage.

Zweifellos ging es beim Besuch der US-Delegation um Venezuelas Haltung zu Russland. Vor und seit Kriegsbeginn hat sich Maduro an Putins Seite gestellt. „Venezuela hat die gleichen Maßnahmen ertragen, die gegen Russland angewendet wurden, und hier stehen wir bei Fuß, das habe ich Putin gesagt“, sagte Maduro. Doch bei der UN-Generalversammlung zur Resolution gegen den Einmarsch in die Ukraine fehlte Venezuela. Kaum war der US-Besuch wieder weg, legte Vizepräsidentin Delcy Rodríguez nach. Der Krieg sei ein „Ausdruck“ der „kapitalistischen Welt“ und dass die „Nato-Staaten eine Macht wie Russland provozieren“. Dagegen sei das venezolanische Volk im Kampf gegen „das kapitalistische Modell“ stets ein Vorbild gewesen. Nur ein Dialog zwischen Russland und der Ukraine biete einen Ausweg.

Wie alle Ölförderstaaten profitiert auch Venezuela von den rasant steigenden Weltmarktpreisen, aber erst langfristig. Denn Lieferverträge und ihre Konditionen sind keine kurzfristigen Angelegenheiten und Venezuela bedient seine Verbindlichkeiten etwa gegenüber China mit längst vereinbarten Öllieferungen.

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