Anklage gegen Ex-DFB-Funktionäre: Getrübtes WM-Sommermärchen
Die Schweizer Staatsanwaltschaft will die fragwürdigen Geldzahlungen im Zusammenhang mit der WM 2006 aufkären. Es droht die Verjährung.
Wie die staatlichen Strafverfolger in Bern am Dienstag mitteilten, wird ihnen Betrug in Mittäterschaft beziehungsweise Gehilfenschaft zu Betrug vorgeworfen. In diesem Zusammenhang hatte die Behörde auch gegen Franz Beckenbauer ermittelt. Das Verfahren gegen ihn wurde jedoch angesichts seines Gesundheitszustands ausgeklammert.
Hintergrund ist eine Zahlung von 10 Millionen Franken an ein katarisches Unternehmen des damaligen Fifa-Funktionärs Mohammed bin Hammam. Weil der DFB das Geld nicht bereitstellen wollte, habe Beckenbauer die Summe 2002 mit Hilfe eines persönlichen Kredits selbst aufgebracht. Diesen zahlte Beckenbauer jedoch nicht fristgerecht zurück.
Einige Jahre später – im April 2005 – wurde die Summe schließlich durch eine Überweisung von einem Konto des DFB beziehungsweise des WM-Organisationskommitees beglichen – allerdings unter Vorgabe falscher Tatsachen: Die Beschuldigten gaben die Zahlung als Mitfinanzierungsbeitrag des DFB für die Fifa-Auftaktveranstaltung für die WM aus. Tatsächlich wurde damit aber das persönliche Darlehen von Beckenbauer getilgt.
Zwanziger, Beckenbauer, Niersbach und der ebenfalls angeklagte Horst Rudolf Schmidt waren damals im Präsidium des Organisationskommitees für die WM 2006, die als Sommermärchen in die deutsche Geschichte einging. Darüber hinaus ist auch der damalige Fifa-Generalsekretär Urs Linsi angeklagt. Er soll als primärer Ansprechpartner fungiert haben. Um eine Verjährung zu verhindern, muss bis April 2020 ein erstinstanzliches Urteil gefällt werden.
Fairplay fürs freie Netz
Auf taz.de finden Sie unabhängigen Journalismus – für Politik, Kultur, Gesellschaft und eben auch für den Sport. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Inhalte auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich leisten kann, darf gerne einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!