piwik no script img

Anklage gegen Boston-AttentäterTerrorist ohne Helfer

Er und sein Bruder wollen allein gehandelt haben, sagt der überlebende mutmaßliche Boston-Attentäter Zarnajew. Jetzt wurde ihm die Anklage verlesen.

Dschochar Zarnajew liegt noch im Krankenhaus. Bild: ap/FBI

BOSTON rtr/ap| Die mutmaßlichen Attentäter von Boston hatten nach Aussage des überlebenden Verdächtigen Medienberichten zufolge keine Helfer. Er und sein Bruder hätten allein gehandelt, sagte der 19-jährige Dschochar Zarnajew bei der Vernehmung im Krankenhaus nach Berichten Senders CNN und der New York Times aus.

Sein älterer Bruder Tamerlan sei die treibende Kraft hinter den Bombenanschlägen auf den Boston-Marathon gewesen, bei denen drei Menschen getötet und mehr als 200 verletzt wurden. Am Montag wurden noch 48 Menschen in Kliniken behandelt.

Der New York Times zufolge gab Zarnajew bereits am Sonntag die Tat zu. Die Berichte konnten zunächst nicht bestätigt werden. Am Dienstag wird das Attentat von Boston Thema im US-Repräsentantenhaus.

Tamerlan Zarnajew wurde am Freitag bei einem Schusswechsel mit der Polizei verletzt und starb später im Krankenhaus. Sein jüngerer Bruder flüchtete zu Fuß und wurde nach einer Großfahndung gestellt. Auch er wurde bei einem Schusswechsel mit Beamten schwer verletzt. Am Montag wurde ihm am Krankenbett die Anklageschrift verlesen. Ihm droht bei einer Verurteilung die Todesstrafe.

Führende Sicherheitsbeamte sollten am Dienstag im Repräsentantenhaus den Fragen von Abgeordneten stellen. Dabei dürfte es um den Vorwurf gehen, Warnsignale einer möglichen Radikalisierung von Tamerlan Zarnajew übersehen zu haben.

Die russischen Behörden hatten Zarnajew bereits im Jahr 2011 als mutmaßlichen Islamisten eingestuft. Daraufhin hatte die Bundespolizei FBI ihn befragt und überprüft, aber nach eigenen Angaben keine Anzeichen „terroristischer Aktivität“ festgestellt. Die beiden Brüder waren vor etwa zehn Jahren aus der russischen Republik Dagestan in die USA ausgewandert.

Familienangehörigen zufolge besuchte Tamerlan Zarnajew im vergangenen Jahr seine Verwandten in Tschetschenien. US-Ermittler gingen dem Verdacht nach, ob er dort Kontakt mit Separatisten oder islamischen Extremisten hatte. In der Anklage gegen seinen jüngeren Bruder ist kein Motiv erwähnt. Die Staatsanwaltschaft wird voraussichtlich in den kommenden Wochen entscheiden, ob sie die Todesstrafe beantragt.

Unterdessen wurde bekannt, dass die spanische Polizei zwei Terrorverdächtige festgenommen hat, die ein ähnliches Profil haben sollen wie die mutmaßlichen Bombenleger von Boston. Ein Algerier sei in der nördlichen Stadt Saragossa festgenommen worden, ein Marokkaner in Murcia im Südosten des Landes, teilte das Innenministerium am Dienstag in Madrid mit.

Die beiden seien mutmaßliche Mitglieder einer Terrorzelle von Al-Kaida im Islamischen Maghreb, dem Ableger des Terrornetzwerks in Nordafrika. Das Ministerium machte keine genaueren Angaben darüber, inwiefern das Profil der Festgenommenen mit dem der Attentäter des Boston-Marathons vergleichbar sei.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • SD
    Stimme der Demokratie

    ... und Kerry, der Vollpfosten, vergleicht die Terror-Opfer von Boston mit den getöteten Terroristen auf der Marvi Marmara. Somit auch die islamistischen Attentäter von Boston mit israelischen Sicherheitskräften. Deutlicher kann ein Politiker kaum zeigen, wo er hingehört.