Anklage erhoben im Fall Teresa Z.: Mindestens ein Faustschlag
Einer jungen Frau wurde im Januar auf einer Polizeiwache in München das Gesicht zerschlagen. Jetzt erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Beamten.
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MÜNCHEN taz | Im Januar hatte ein Polizeibeamter der 23-Jährige Tierarzthelferin, die fixiert in einer Zelle im Keller der Polizeistation lag, das Nasenbein gebrochen. Der Fall ging durch die Medien, weil Teresa Z. ihr demoliertes Gesicht fotografierte und anschließend an die Öffentlichkeit ging.
Nun hat die Staatsanwaltschaft München I Anklage gegen den Beamten erhoben. Ein Gutachten des Instituts für Rechtsmedizin bestätigt, dass der Polizist der jungen Frau ohne Rechtfertigung mindestens einen Faustschlag ins Gesicht versetzt hat.
Rechtsanwalt Franz J. Erlmeier, der die junge Frau vertritt, wollte sich noch nicht zu der Anklage äußern. Man habe die Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft wohlwollend zur Kenntnis genommen, sagte eine Mitarbeiterin der taz. Jedoch habe man noch keine Akteneinsicht erhalten. Auch die Anklageschrift sei noch nicht zugestellt worden.
Die junge Frau selbst hatte damals in den frühen Morgenstunden die Polizei gerufen, weil sie mit ihrem Freund in Streit geraten war. Während der Fahrt auf die Polizeistation 21 (München Au) eskalierte die Situation.
Weil die Polizisten ihr das Telefon abnehmen wollten, trat Teresa Z. um sich und beschimpfte die Beamten. Daraufhin wurden der 23-Jährigen Handschellen angelegt. Nach der Ankunft wurde sie in die Zelle gebracht und dort auf einer Pritsche fixiert. Dort bespuckte sie einen Beamten, woraufhin dieser zuschlug.
Der Beamte will aus Notwehr gehandelt haben
Er habe aus Notwehr gehandelt, gab der Beschuldigte später zu Protokoll. Angeblich habe Teresa Z. einen Kopfstoß in seine Richtung ausführen wollen. Das rechtsmedizinische Gutachten geht jedoch davon aus, dass „diese Handlung strafrechtlich nicht gerechtfertigt oder entschuldigt ist“. Teresa Z. erlitt einen Nasenbein- und Augenhöhlenbruch. Das Polizeipräsidium München hat den Mann vom Dienst suspendiert.
Neben den Ermittlungen gegen den Beamten wird weiter auch gegen Teresa Z. wegen Beleidigung und Körperverletzung ermittelt. Nach dem Vorfall durchsuchte die Polizei zudem Teresa Z.s Wohnung nach Drogen. Auch ein festgenommener Bekannter wurde nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung intensiv zum angeblichen Drogenkonsum der jungen Frau befragt. Rechtanwalt Erlmeier hatte in diesem Zusammenhang mehrfach beklagt, man wolle seine Mandantin absichtlich in ein schlechtes Licht rücken.
Gleichwohl blieb der Fall für die bayerische Polizei nicht folgenlos: Bereits Ende April hatte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dem Münchner Polizeipräsidium die Ermittlungen in dem Fall entzogen und auf das Landeskriminalamt übertragen, nachdem sich Münchens Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer in einem Interview schützend vor seine Beamten gestellt hatte.
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