Anime auf der Berlinale: Suzume und der Bebenwurm
Makoto Shinkai ist ein internationaler Star des Animes. Sein neuer Film „Suzume“ ist überraschend – auch wenn die Genderklischees fest betoniert sind.
Die 17-jährige Suzume lebt seit dem Tod ihrer Mutter vor gut zehn Jahren bei ihrer Tante in einer Kleinstadt auf der südlichsten der japanischen Hauptinseln, auf Kyushu. Sie ist auf dem Weg in die Schule, als ein junger Mann sie nach Ruinen in der Nähe fragt, er sei auf der Suche nach einer Tür. Ohne viel nachzudenken, schickt sie ihn in einen verlassenen Stadtteil auf einer Anhöhe. Kurz bevor sie die Schule erreicht, dreht sie um, fährt mit dem Rad den Berg wieder hinauf zu den verlassenen Gebäuden. Sie sucht den jungen Mann und findet die Tür, von der er sprach.
25. 2., 18.45 Uhr, Verti Music Hall
Als Suzume die Tür öffnet, steht sie vor einem Sternenhimmel, doch als sie hindurch geht, steht sie auf der anderen Seite der Tür. Nun liegt vor ihren Füßen ein seltsam geformter Stein. Sie hebt ihn auf und in ihren Händen erwacht er zum Leben und springt davon. Suzume fährt in die Schule. Kaum ist sie angekommen, sieht sie aus dem Fenster ein riesiges rotes Etwas, das sich aus den Bergen erhebt. Die Erde beginnt zu beben. „Suzume“, der neueste Film des japanischen Animationsfilmregisseurs Makoto Shinkai, wird im Wettbewerb der Berlinale gezeigt.
Der Wurm löst Erdbeben aus
Als Suzume zu der Tür zurückkommt, versucht der junge Mann gerade, die Tür, aus der das rote Etwas strömt, zu schließen. Gemeinsam gelingt ihnen das schließlich. Suzume erfährt, dass das rote Etwas ein Wurm ist, der unter der Erde wohnt. Normalerweise wird er unter der Erde in Schach gehalten von zwei Schlusssteinen, die ihn festsetzen. Einen der beiden Steine hat Suzume zum Leben erweckt.
Wenn es dem Wurm gelingt, ein Tor zu finden und an die Oberfläche zu kommen, löst er Erdbeben aus. Souta, der junge Mann, ist ein „Schließer“. Seine Aufgabe ist es, die Tore zu schließen, bevor der Wurm austreten kann. Gemeinsam machen sich Souta und Suzume also auf die Suche nach dem Schlussstein, der das Aussehen einer Katze angenommen hat.
Dialoge, die in ihrer Belanglosigkeit schaudern lassen
Seine beiden Vorgängerfilme „Kimi no na wa“ („Your Name“, 2016) und „Tenki no ko“ („Weathering with You“, 2019) machten Makoto Shinkai auch international zu einem Star des Animes, gerade für ein jüngeres Publikum. In „Suzume“ führt die Suche nach dem Schlussstein Suzume immer weiter weg von dem Leben mit ihrer Tante. Station für Station folgen Souta und Suzume der Katze per Fähre und Zug nach Norden, können den Ausbruch des Wurms an verlassenen Orten entlang des Weges immer wieder verhindern. Als sie in Tokio ankommen, gelingt es ihnen nur mit Mühe, den Ausbruch zu bändigen.
Shinkais Filme sind urbaner als die Filme des Studio Ghibli, des lange bekanntesten japanischen Animationsfilmstudios. Die jugendlichen Protagonist_innen seiner Filme sprechen Dialoge, die einem in ihrer Belanglosigkeit schaudern lassen und folgen strikten Genderklischees. Wie frühere Filme ist auch „Suzume“ ein Coming-of-Age-Film, dieses Mal jedoch klug kombiniert mit der Struktur eines Roadmovies. Die Handlung ist schlicht, doch die Kombination der verschiedenen Filmformen mit Elementen der Mythologie elegant und überraschend. In Shinkais Animation dominieren Pastelltöne, die Infrastruktur wie Zugstrecken und die Bauten in den Städten mit der Küstenlandschaft verschmelzen lassen.
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