Angst vor Demokratieabbau: TTIP reanimiert Attac
Hallo Globalisierungskritiker, gibt's euch noch? Attac bekommt wieder Zulauf durch das Freihandelsabkommen zwischen EU und USA.
BERLIN taz | Es fängt ja schon bei diesem Wort an. Fürsprecher nennen es einfach „Freihandelsabkommen“. Das klingt verständlich und gut. Kritiker brechen sich dagegen gerne einen ab: TTIP (Ti-Tip). Doch weil immer mehr Menschen die Erzählung von aus den USA importierten Chlorhühnchen verschreckt, erhält auch die globalisierungskritische Organisation Attac wieder Zulauf.
Dabei wird beim TTIP gar nicht über Chlorhähnchen und Genfood in Europa verhandelt. So beschwört es jedenfalls die EU-Kommission. Am Wochenende, beim jährlichen Attac-Frühjahrsratschlag in Frankfurt, wollen die AktivistInnen das Abkommen dennoch in den Mittelpunkt stellen.
Zahlreiche Gruppen in ganz Deutschland sind inzwischen mit der Kampagne gegen die „Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft“ beschäftigt, mit dem Europa und die USA einen gemeinsamen Handelsraum definieren wollen. Kritiker warnen vor weniger Rechten für die Parlamente und einem Abbau etwa von Arbeitnehmer- und Verbraucherschutzrechten. Die EU-Kommission, die das Paket streng geheim verhandelt, verspricht dagegen mehr Arbeitsplätze.
Über 100 Veranstaltungen in den letzen Monaten hat Attac bisher nach eigenen Angaben zum Thema durchgeführt. „Uns schlägt riesiges Interesse entgegen. Das Thema ist eines, das viele Menschen bewegt“, sagt Roland Süß, Mitglied im Attac-Koordinierungskreis und der Projektgruppe TTIP.
„TTIP unfairhandelbar“
Thema ist das sogenannte Freihandelsabkommen aber längst auch weit über Attac hinaus. In dem Bündnis „TTIP unfairhandelbar“ - über Geschmack bei der Namensgebung lässt sich ja bekanntlich streiten - haben sich rund 50 Gruppen zusammengeschlossen, die gemeinsam gegen die Pläne der EU-Kommission kämpfen.
Unter ihnen befinden sich zahlreiche namhafte Nichtregierungsorganisationen, aber auch kleine Bürgerinitiativen gegen Fracking, Genfood oder die Bundesvereinigung gegen Fluglärm. Attac hat für sich übrigens schon ein Wort in Sachen TTIP gefunden. Sie nennen es: Freihandelsfalle.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Fortschrittsinfluencer über Zuversicht
„Es setzt sich durch, wer die bessere Geschichte hat“