Angriff auf Tagesspiegel-Autor in Berlin: „Du linke Drecksau“
„Tagesspiegel“-Autor Helmut Schümann wird beschimpft und geschlagen. Die körperlichen Folgen sind „halb so wild“, sagt er. Doch der Schock bleibt.
An jenem Abend war Schümann attackiert worden: „Du bist doch der Schümann vom Tagesspiegel, Du linke Drecksau!“, soll der Täter gerufen und kurz darauf zugeschlagen haben – von hinten in den Nacken. So erzählt es der Journalist. Schümann fiel zu Boden. Eine Schürfwunde am Knie. Der körperliche Schaden sei „halb so wild“, sagt er. Doch der Schock, der habe sich nun eingenistet. „Mir geht‘s nicht gut.“
Schümann war gerade vom Einkaufen gekommen, lief die Lewishamstraße im Berliner Stadtteil Charlottenburg hinunter, dann traf ihn der Schlag. Der Angreifer rannte Richtung Kurfürstendamm weg. Ein Angriff auf ihn und auf seine Privatsphäre. Schümann hat Anzeige erstattet. Den Täter konnte er jedoch kaum beschreiben. Männlich, kein Akzent. Ein bisschen größer als er selbst. Das war‘s.
Schümann schreibt einmal pro Woche eine Kolumne auf der Titelseite des Berliner Tagesspiegel. Sein Gesicht ist illustriert. „Ich wage zu bezweifeln, dass man mich ob dieser Zeichnung erkennt“, sagt Schümann. Also muss es jemand gewesen sein, der ihn von anderswoher kennt. „Der wohnt vielleicht in meinem Kiez“, sagt Schümann, der sich in seinen Texten klar positioniert. Am Freitag stand in seiner Kolumne, warum er „niemals stolz sein werde, Deutscher zu sein“. Er schrieb über „die Versuche der Seehofers, der AfDler, der Pegidas und der besorgten Bürger, unsere Demokratie und unsere Humanität auszuhebeln“. Das scheint mittlerweile für einige schon zu genügen, um zuzuschlagen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Forscher über Einwanderungspolitik
„Migration gilt als Verliererthema“
Abschied von der Realität
Im politischen Schnellkochtopf
Erstwähler:innen und Klimakrise
Worauf es für die Jugend bei der Bundestagswahl ankommt
Sauerland als Wahlwerbung
Seine Heimat
Pragmatismus in der Krise
Fatalismus ist keine Option
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte